In Wuppertal gibt es immer mehr Spielsüchtige

Mit einem neuem Konzept möchte die Stadt die weitere Ausbreitung der Spielhallen besser kontrollieren.

Wuppertal. Die Glücksspielsucht hat sich in Wuppertal in den vergangenen Jahren ausgebreitet. Zu diesem Schluss kommt die Stadtverwaltung in einer Antwort auf eine Große Anfrage der Ratsfraktion der Grünen. Als besonders gefährlich gelten nach einhelliger Meinung aller Experten die Geldspielautomaten in Gaststätten und Spielhallen. 838 Geldspielgeräte sind in Wuppertal genehmigt. 86 Spielhallen sind in Betrieb. Durchschnittlich befinden sich 9,7 Spielgeräte in einer Spielhalle. Ein einträgliches Geschäft, denn laut Angaben der Verwaltung wurden 17,9 Millionen Euro allein im Jahr 2010 an den Geldautomaten in Wuppertal verspielt.

Nach Meinung von Ilona Schäfer (Grüne) steckt in diesen Statistiken sozialer Sprengstoff. Spielsucht bedeute oft großes Leid für Familienmitglieder, aber auch für Freunde der Betroffenen, die ihnen in guter Absicht Geld leihen würden, was doch nur verspielt würde. Gerade in einer Stadt, die eine der höchsten Quoten verschuldeter Privathaushalte aufweise, könne man sich ausmalen, welche volkswirtschaftlichen Konsequenzen eine Ausweitung von Konzessionen für Spielhallen bedeute.

Diese Gefahr wird von der Stadt ähnlich hoch eingeschätzt. „Grundsätzlich kann man nach Expertenmeinung davon ausgehen, dass ein Automat einen Spielsüchtigen produziert. Die Zahlen der Betroffenen steigen in den letzten Jahren kontinuierlich an“, heißt es in der Verwaltungsvorlage.

Die Dunkelziffer ist sehr hoch. Entsprechend unterschiedlich fallen Schätzungen über die Zahl der Spielsüchtigen in Wuppertal aus. Legt man die Berechnungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen zugrunde, dann gibt es in Wuppertal zwischen 700 und 1750 pathologische Spieler. Wendet man die Studie „Pathologisches Glücksspielen und Epidemiologie (PAGE) an, sind es zwischen 2000 und 3500 Personen.

Zu Beginn des Jahres hat die Stadt ein neues Spielhallenkonzept angekündigt. Ziel des Konzeptes ist es, Zonen zu definieren, in denen keine Spielhallen zugelassen werden sollen und Bereiche darzustellen, in denen sie ausnahmsweise zugelassen werden.

„Das alles geht uns noch zu langsam, das Thema muss dringend in die Öffentlichkeit“, fordert Ilona Schäfer. „Bei diesem Thema sind auch die Bezirksvertretungen (BV) gefordert. Alleine der BV Barmen, der ich angehöre, lagen in jüngster Zeit drei Erweiterungsanfragen vor, die nicht befürwortet werden sollten.“ Der Trend, größere Spielstätten mit immer mehr Spielgeräten zu bauen, hält seit einigen Jahren an. Seit 2006 werden zunehmend baurechtliche und infolgedessen auch gewerberechtliche Anträge für Spielstättenkomplexe sowohl in Kerngebieten als auch in Misch- und Gewerbegebieten gestellt — so auch in Langerfeld, wo eine Gesetzesänderung zum zwischenzeitlichen Stopp der Planungen für das Spielcenter an der Jesinghauser Straße führte.

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