In Tunesien ein Ehepaar — in Wuppertal unverheiratet

Warum die Wuppertalerin Britta Kirchmann seit Wochen vergeblich versucht, ihre Eheschließung mit einem Tunesier beim Wuppertaler Standesamt anerkennen zu lassen.

Wuppertal. Mit dem schönsten Tag in ihrem Leben begann für Britta Kirchmann auch gleichzeitig eine Odyssee. Am 8. September 2011 heiratete sie ihren Freund Taoufik Abidi in seinem Heimatland Tunesien. Wieder in Wuppertal, wollte das Paar die Ehe im Standesamt anerkennen lassen — doch das war komplizierter als gedacht.

Erst einmal zum Anfang der Liebesgeschichte zurück: Britta Kirchmann und Taoufik Abidi lernten sich vor rund zwei Jahren im Netz kennen, als beide an der Internetseite eines Freundes mitwirkten. Telefonate reichten irgendwann nicht mehr, die Wuppertalerin reiste nach Tunesien. „Uns war sehr schnell klar, dass wir nicht mehr ohne einander sein wollen“, sagt Britta Kirchmann. Anfang September folgte dann die Hochzeit in Tunesien — Brittas Familie war via Webcam live dabei. „15 Familienmitglieder haben die Hochzeit auf einer Großleinwand verfolgt“, erinnert sich die Mutter Marianne Kirchmann.

Schon in Tunesien standen dem Paar vor der Eheschließung einige Behördengänge bevor. „Doch das lief verhältnismäßig reibungslos ab“, sagt Britta Kirchmann. In Deutschland war das anders.

Zunächst musste das Visum zur Familienzusammenführung bei der Ausländerbehörde gestellt werden, damit Taoufik Abidi nach Deutschland einreisen durfte. Ende November kam ihr Mann dann nach Wuppertal — der Gang zum Einwohnermeldeamt stand als nächstes an. „Fünf Minuten dauerte es, dann war mein Mann Wuppertaler.“ Doch die Freude verging schnell. Beim Standesamt stieß das Paar auf Hindernisse.

„Ich hatte mich vorher erkundigt, was wir brauchen. Man sagte mir: die Heiratsurkunde mit Übersetzung und unsere Pässe“, sagt Britta Kirchmann. Allerdings fehlte in der Übersetzung die genaue Adresse, wo das Paar geheiratet hat, stellte eine Mitarbeiterin fest. „Wir haben im Haus meiner Schwiegereltern mit zwei Notaren geheiratet. Das ist in Tunesien ganz normal.“ Der Übersetzer sollte die Straße nachträglich in die deutsche Version der Urkunde eintragen. „Als ich gerade mit dem Übersetzer gesprochen hatte, rief das Standesamt wieder bei mir an. Jetzt fehlte plötzlich ein komplettes Dokument: ein Registerauszug vom Standesamt in Tunis“, erzählt Britta Kirchmann. Sie habe mehrmals mit den Mitarbeitern gesprochen, nie sei von diesem Registerauszug die Rede gewesen.

Ihr Mann, der mittlerweile wieder nach Tunesien zurückgereist war, holte das Dokument beim Standesamt in Tunis ab. Die Deutsche Botschaft vor Ort sollte es legitimieren. „Doch das konnte die Botschaft nicht, weil der Auszug im Gegensatz zur Heiratsurkunde kein offizielles Dokument ist, sagte man uns“, berichtet Kirchmann.

Auch die Tunesische Botschaft in Berlin bestätigte dem Paar, dass die Heiratsurkunde ausreiche, um die Ehe in Deutschland eintragen zu lassen. Der Konsul selbst schickte eine E-Mail an das Wuppertaler Standesamt. Doch hier bleibt man dabei: „Uns müssen sowohl die Urkunde von den Notaren als auch der Auszug von Standesamt vorgelegt werden“, sagt Abteilungsleiter Thomas Piqué.

Schon kam die nächste Hiobsbotschaft aus Tunesien: Taoufik Abidi hatte mittlerweile herausgefunden, dass es eine zweite Art von Registerauszug gibt — den wollte das Wuppertaler Standesamt sehen. Doch: „Weil wir nicht auf dem Standesamt in Tunis geheiratet haben, kann uns dieses Dokument nach tunesischem Recht nicht ausgestellt werden“, so Kirchmann. Thomas Piqué sagt dazu: „Wenn die Notare alle Unterlagen an das Standesamt weitergegeben haben, bekommen sie auch den richtigen Auszug.“

Britta Kirchmann reicht es: Sie hat jetzt einen Anwalt eingeschaltet. „Ich kann nicht mehr. Ich habe die vergangenen Wochen so viele Telefonate geführt, das geht an die Substanz.“ Und sie fügt mit einem sarkastischen Unterton hinzu: „Wahrscheinlich wäre es einfacher, wenn wir uns scheiden lassen und in Deutschland neu heiraten.“

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