In diesem Jahr wird alles anders

WZ-Kolumnist Uwe Becker über seine guten Vorsätze für 2018.

In diesem Jahr wird alles anders
Foto: Joachim Schmitz

Viele Menschen nehmen sich zum Jahreswechsel vor, einige Dinge in ihrem Leben zu ändern. Ich schließe mich da nicht aus. Meine guten Vorsätze für das neue Jahr werde ich stringent und rücksichtslos durchziehen. Ich werde keine Einkäufe mehr in Supermärkten tätigen, hierfür habe ich einen Jungen aus der Nachbarschaft rekrutiert, dem ich jeden Montag eine Einkaufsliste in die Hand drücke. Ich halte es nicht mehr aus, in diesen endlosen Schlangen an der Kasse zu stehen und Menschen zu beobachten, die ihre Nervosität erst dann ablegen, wenn sie zwischen ihren Einkäufen und denen des Hintermanns einen dieser Warentrenner auf dem Laufband platzieren können.

Begrabt mein Herz

in Wuppertal

Mich kotzt es an, wenn Leute Glasflaschen quer auf das Band legen, und wenn man sie drauf aufmerksam macht, dass sie die Flaschen doch bitte längs legen sollen, damit sie nicht hin- und herrollen, einen konsterniert anschauen und in ihrer ganzen Dummheit antworten, sie würden dies aus Platzgründen so machen — aus Platzgründen, auf einem Fließband!

Ich werde es auch nicht mehr einfach hinnehmen, wenn ich an einer Fußgängerampel stehe, und ich dort bereits die Anforderungstaste für das grüne Signal mit der Handfläche berührt habe, dass eine dazukommende Person glaubt, nochmal oder gar mehrfach ungeduldig auf das gelbe Kästchen zu schlagen. Ich werde diese Menschen ab sofort fragen, ob sie denn nicht sehen, dass das optische Signal schon blinkt, und die Ampel ja gleich auf Grün springt, weil ich es schon vorbereitet habe.

Wenn Kinder sinnlos immer wieder dagegen schlagen, kann ich das noch nachvollziehen, aber bei Erwachsenen fehlt mir zukünftig die Geduld, dies einfach zu ignorieren. Irgendwann werde ich einen dieser Fußgänger bei Grün festhalten, bis die Ampel wieder auf Rot springt. Und wenn ich die Schwebebahn verlassen will, und jemand will einsteigen, bevor ich ausgestiegen bin, dann werde ich nicht mehr freundlich sagen: „Bitte erst aussteigen lassen…“, nein, ich werde fragen, ob man die gelbe Binde mit den drei schwarzen Punkten aus Eitelkeit nicht trägt oder sie einfach nur vergessen hat.

Ich werde im neuen Jahr viel öfter den direkten Weg der Konfrontation mit Menschen suchen, die mir tierisch auf die Nüsse gehen. Ich werde alle diese Menschen vor die Alternative stellen: Entweder benehmen sie sich zukünftig so, dass es mir gefällt, oder sie beziehen eine Tracht Prügel. Ich bin es leid! Vor einigen Tagen kritisierte ein Bekannter eine meiner Kolumnen und bezweifelte den Wahrheitsgehalt. So etwas werde ich mir künftig nicht mehr bieten lassen, hier wird jetzt radikal durchgegriffen, diese Person bekommt auf Facebook kein einziges Like mehr von mir.

Für meine Kritiker hatte ich früher immer nur ein müdes Lächeln übrig, manchmal auch Mitleid. Damit ist jetzt Schluss. In 2018 läuft das anders. Ich habe gerade sooo eine Krawatte! Aber vielleicht überlege ich mir das alles nochmal und bleibe auch im neuen Jahr so, wie mich alle kennen: Bescheiden, zuverlässig, versöhnend, witzig, intelligent und charmant. Dafür müsste ich allerdings dann wieder mit dem Rauchen anfangen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort