„In Afrika ist Tanzen selbstverständlich“

Moussa Diagna will Lebensfreude und Energie verbreiten: In einem ehemaligen Fabrikgebäude unterrichtet er afrikanischen Tanz.

„In Afrika ist Tanzen selbstverständlich“
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Tanzkurs - da denken wohl viele an Schulzeit, Paartanz und eine steife Atmosphäre. Nichts davon hat der Afrikanische Tanzkurs von Moussa Diagne. Beim „Dance Instructor“, der unter anderem am Tanzhaus Düsseldorf unterrichtet, kann man die Tänze seiner Heimat Senegal lernen und sich dabei austoben.

Seinen Kurs gibt Diagne in der Nähe der „Börse“ - in einem Veranstaltungsraum mit großer Tanzfläche und hohen Decken. Die passende Musik zum Tanzkurs hört der Besucher schon im Treppenhaus. Trommelsounds dringen durch das ehemalige Fabrikgebäude. Wer den Raum betritt, erlebt zwei Trommler in voller Aktion.

Zu dieser Livemusik versammelt Diagne, ein Hüne in Sportklamotten, die Kursteilnehmer. An diesem Montagabend sind es acht Frauen. Sie haben sich bereits umgezogen und tragen Pluderhosen oder Röcke. Hauptsache bequem. Getanzt wird barfuß oder in Socken.

Zum Aufwärmen führt Diagne einen kleinen Tanz vor. Zwei Schritte gehen nach links, zwei nach rechts. Passend dazu schwingen die Arme mit. Das sieht am besten aus, wenn alle denselben Rhythmus haben. Diagne weiß, wie er dazu motivieren kann. Er singt den Rhythmus vor, zählt ihn durch, animiert zum Mitklatschen.

Nach einigen Durchläufen dreht er sich zu den Tänzerinnen um und gibt individuelle Tipps. „Einfach den Körper machen lassen“, meint er. „Wenn du den Körper locker lässt, kommt es automatisch.“ „Aha!“, ruft er, wenn er einen Fortschritt sieht. „Das ist besser, besser.“

Strenge Lehrerworte wird man von Diagne so schnell nicht hören. „Ich will Spaß und Freude am Tanzen vermitteln“, betont er im Gespräch. Sein Tanzkurs soll „ungezwungen und offen für alle“ sein. Dass bisher nur Frauen zum Kurs kommen, wundert ihn. Die Männer hier seien schüchterner. „Im Senegal tanzen Männer genauso wie Frauen.“

Auch Kursteilnehmerin Tanja Schultze fallen die Unterschiede auf. „Unsere Kultur ist nicht durch Tanz geprägt. In Afrika und Südamerika ist das eine Selbstverständlichkeit.“ Weiterhin seien es nur die Mädchen, denen das Tanzen - zum Beispiel im Ballett - nahelegt werde.

Dass Schultze selber gern tanzt, nimmt man ihr ab. Während andere Mittänzerinnen sich deutlich zurückhalten, sind ihre Bewegungen auf der Tanzfläche flott und ausgelassen. Immer wieder ist da ein Lächeln auf ihrem Gesicht. „Senegal“ steht in großen Buchstaben auf ihrem Wickelrock. „Ich tanze jetzt seit vier Jahren afrikanische Tänze. Das ist so befreiend. Da kommt Energie rüber.“

Wie ungewöhnlich Diagnes Kurs ist, merkt man spätestens nach der Aufwärmphase. Der Tanzlehrer lässt die Trommler einen neuen Rhythmus spielen. Die Frauen tanzen jetzt nicht mehr in drei Reihen hintereinander, sondern bilden einen Kreis. Diagne fordert dazu auf, in die Mitte zu gehen und ein Solo zu tanzen. Was und wie getanzt wird, ist egal. Also sieht man jedes Mal etwas Neues. Die einen stampfen mit den Füßen, die anderen reißen die Arme in die Luft. Einige trauen sich noch mehr zu und lassen ihr Becken kreisen. Diagne selbst bleibt in der Nähe der Musiker, feuert an und singt. Wenn ihm danach ist, tanzt er mit. Es ist ein echter Rollentausch. Vortänzer sind jetzt die Frauen. Und zwischendurch ergibt sich sogar ein kleiner Paartanz.

Nach dieser Tanzrunde brauchen alle eine Pause. Moussa Diagne steht der Schweiß auf der Stirn. „Jetzt, nach zehn, 15 Minuten haben alle ihren Spaß“, sagt er zufrieden.

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