Im Zollamt herrscht dieser Tage Hochbetrieb

12 000 Pakete haben die Beamten in diesem Jahr überprüft. Fälschungen sind besonders vor Weihnachten an der Tagesordnung.

Vohwinkel. Wenn etwas zu schön, um wahr zu sein scheint, ist eine gesunde Portion Skepsis angebracht. Das gilt in der Vorweihnachtszeit insbesondere für vermeintliche Schnäppchen aus dem Internet. Wer etwa edle Designerschuhe, Markenuhren oder teure Smartphones für einen Bruchteil ihres eigentlichen Preises bestellt, darf sich über böse Überraschungen nicht wundern. Meist handelt es sich um billige Fälschungen aus Fernost, die mit dem Original wenig bis gar nichts zu tun haben. Außerdem erwartet die Käufer solcher Waren ein unerfreulicher Besuch beim Zollamt Wuppertal mit Sitz an der Vohwinkeler Bahnstraße.

Dort herrscht in diesen Tagen Hochbetrieb. Im Vergleich zu den Vormonaten wird mit 100 Päckchen und Paketen die doppelte Menge angeliefert. Sie kommen aus dem Internationalen Postzentrum in Frankfurt. Dort werden wiederum die Sendungen aus sogenannten Drittländern herausgefiltert, die nicht zur Europäischen Union gehören. Alles, was den Frankfurter Beamten nicht plausibel erscheint, wird an die Binnenzollämter weitergeleitet. Dort müssen die Empfänger ihre Pakete abholen und im Beisein der Beamten öffnen. Gefälschte Ware wird sofort eingezogen und später vernichtet. Dazu kommen möglicherweise zivilrechtliche Ansprüche der Hersteller. Die können richtig teuer werden. Von solchen Konsequenzen lassen sich aber die wenigsten Schnäppchenjäger abhalten — gerade vor Weihnachten.

„Eine Dame hat einen ganzen Sack voll unechter Markenartikel für 500 Euro erworben“, sagt Brigitte Strenger-Frind, Leiterin des Wuppertaler Zollamtes. Die entsprechenden Originale würden dagegen mit dem fast hundertfachen Preis zu Buche schlagen. „Das Kaufverhalten der Leute ist oft hanebüchen“, ärgert sich Strenger-Frind. Dabei versteht die Industrie bei Fälschungen wenig Spaß und will durch Klagen eine abschreckende Wirkung erzielen. „In einem Fall waren bei nur einem gefälschten T-Shirt mehr als 1000 Euro fällig“, sagt Michael Walk, Sprecher des Hauptzollamtes Düsseldorf.

Auch allzu plumpe Versuche zur Umgehung des Markenschutzes laufen nicht selten ins Leere. Ein bekannter Sportschuhhersteller hat sich nicht nur drei, sondern auch zwei und vier Streifen schützen lassen. Entsprechende Nachbildungen werden ebenfalls beschlagnahmt. Außer Fälschungen zieht das Zollamt unter anderem noch Medikamente, tierische Lebensmittel und bestimmte technische Geräte aus dem Verkehr. Letztere müssen eine „CE-Kennung“ haben, um in Deutschland und Europa zugelassen zu werden. Das Kürzel steht seit den 80er Jahren unter anderem für „Communauté Européenne“ und nicht für „China Export“, wie manch findiger Produzent aus dem Reich der Mitte auf seinen Verpackungen vermerkt.

Überhaupt haben Waren aus China in den Zollämtern einen schlechten Ruf. „Da müssen alle Warnlichter angehen“, betont Brigitte Strenger-Frind. Doch woher die Ware stammt und warum sie nur den Bruchteil ihres eigentlichen Preises kostet, kümmere die wenigsten Käufer. Meist laute die Devise: Hauptsache billig. Dabei sollte gerade bei Bestellungen aus Drittländern einiges beachtet werden. Nur bei einem Wert bis 22 Euro werden keine Abgaben erhoben. Darüber müssen 19 Prozent Einfuhrumsatzsteuer bezahlt werden. Ab 150 Euro richten sich die Abgaben nach dem Zolltarif. Der hat es etwa bei Tabakwaren in sich und schlägt mit rund 80 Prozent zu Buche. Die vermeintlich günstigen Zigaretten können also schnell teuer werden.

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