Im Tal gibt es noch viele schlafende Schönheiten

Lofts erfreuen sich großer Beliebtheit — ob als Wohnungen oder Gewerbeflächen. Der Umbau ist aber sehr aufwendig.

Im Tal gibt es noch viele schlafende Schönheiten
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Alte Fabriken zum Wohnen zu nutzen, sei eigentlich ein alter Hut, erklärt Sophie Blasberg, Sprecherin der Firmengruppe Küpper. In den 40er Jahren hätten Künstler und Intellektuelle alte Fabriken als preiswerten Wohnraum genutzt, indem sie wenige Möbel hineinstellten. Heute dagegen sei mit dem Begriff „Loft“ meist eine aufwendig sanierte Immobilie gemeint, die zwar noch etwas Industrie-Charme erhalte, ansonsten aber modernen Komfort biete. „Was bleibt, sind die hohen Decken und der offene Raum.“

So hat die Firmengruppe Küpper zum Beispiel Gebäude in der Moritzstraße saniert. Sophie Blasberg erklärt: „Die einst geplanten Elba-Lofts in der ehemaligen Ordnerfabrik werden nicht realisiert, stattdessen entstehen hier Gewerbeflächen. Der Industriecharme bleibt aber erhalten und bietet, ergänzt um hochwertige Ausstattung und moderne Technik, ab Herbst einer Vielzahl vor allem kreativer Unternehmen eine Heimat.“

Das Bauunternehmen Immobilienkontor hat ebenfalls bereits mehrere alte Fabrikgebäude umgebaut, zum Beispiel die Winkelsträter-Fabrik an der Oberbergischen Straße. Derzeit saniert es die alte Bremme-Brauerei.

Bevor ein altes Fabrikgebäude zu einer attraktiven Wohnung oder auch Gewerbefläche wird, sei es „ein langer Weg“, erklärt Geschäftsführer André Harder. Meist müsse das Gebäude komplett entkernt, alle Leitungen neu verlegt werden. Heutige Ansprüche an Dämmung und Brandschutz bedeuteten eine Herausforderung, zum Teil müssten neue Wände gezogen werden. Das Problem sei, alles unter einen Hut zu bringen, das Objekt attraktiv zu gestalten und trotzdem bezahlbar zu halten - denn für extrem hochpreisige Luxus-Lofts fänden sich in Wuppertal keine Kunden.

Aber im Preisniveau darunter sei die Nachfrage „ungebrochen hoch“. Viele Kunden kämen von außerhalb, bestätigt auch Sophie Blasberg. Interessenten kämen aus Düsseldorf, Köln und dem Ruhrgebiet.

In Wuppertal sieht André Harder noch einige Objekte — „schlafende Schönheiten“, wie er sie nennt. Vorteil sei, dass im Tal die Textilwirtschaft zu Hause war: Die habe viel Licht gebraucht und habe daher vor Einführung der Elektrizität Fabriken mit großen Fenstern gebaut - was heute attraktiv für neue Nutzer sei.

Die vielen noch vorhandenen Fabrikgebäude in der Stadt hält auch Alexander Buckardt von der Wirtschaftsförderung für ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt. Er sagt: „Da ist noch viel Entwicklungspotenzial.“ Dennoch sei der Erwerb solcher Immobilien nicht einfach. Nicht immer seien die Besitzer bereit zum Verkauf, manchmal gehörten sie Erbengemeinschaften, mit denen eine Einigung schwierig sei.

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