IHK: Gute Stimmung und mehr Bedarf an Arbeitskräften

Bergische Wirtschaft hat sich laut aktueller Konjunkturumfrage etwas verschlechtert, die Unternehmen sind jedoch optimistisch.

Konsolidiert. So bezeichnete IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge gestern den aktuellen Stand der Bergischen Wirtschaft: „Es gibt keine dramatische Aufwärtsentwicklung, aber auch keine unangenehme Krise.“ Alles sei im normalen, „positiven Bereich“, so das Ergebnis der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage.

Danach zeige sich die bergische Wirtschaft in guter Verfassung — besonders in Wuppertal sei die Geschäftslage sehr gut, während Solingen und Remscheid etwas abfielen.

Die konjunkturelle Lage habe sich „im Vergleich zum Frühjahr nur leicht verschlechtert“, so Wenge: „Aktuell halten 45 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage für gut, weitere 40 Prozent sind zufrieden, nur 15 Prozent sind unzufrieden.“ Damit sei der Geschäftslageindex mit plus 30 Punkten nur drei Punkte niedriger als bei der letzten Umfrage.

Bemerkenswert sei diesmal, „dass Dienstleistungen, Handel und Verkehr bessere Erwartungen hegen als die Industrie“. Insbesondere das Verkehrsgewerbe im Bergischen zeige sich optimistisch. 34 Prozent der bergischen Betriebe bezeichneten ihre Geschäftslage als gut und 55 Prozent seien zufrieden. Ein Drittel dieser Unternehmen habe Umsatzzuwächse verzeichnen können und 85 Prozent hielten ihre Erlöse für stabil oder steigerten sie sogar. „Sehr erfreulich ist, dass sich auch viele Güterkraftverkehrsunternehmen im Aufwind sehen.“

Gut sei die Geschäftslage des Gastgewerbes und der unternehmensnahen Dienstleistungen. Beim Großhandel helle sich die Situation wieder auf.

Ganz anders dagegen der Einzelhandel: Nur wenige größere Unternehmen hätten Ertragszuwächse erzielen können, die der kleineren Händler dagegen seien gesunken. Der Einzelhandel gehe überwiegend von rückläufigen Umsätzen aus, als Gründe werden mangelnde Nachfrage und Kundenfrequenz sowie lokale Standortprobleme genannt.

Als geschäftliche Risiken schätzt die bergische Wirtschaft steigende Arbeits-, Energie- und Rohstoffkosten ein. Drei Viertel der Unternehmen sehen außerdem Herausforderungen in ausländischen Märkten wie Russland, die Ukraine oder die Türkei. Auch im Nahen Osten und in Asien würden Problemfelder gesehen.

Das Inlandsgeschäft habe zu Umsatzsteigerungen geführt, beim Auslandsgeschäft gingen die Einschätzungen auseinander. So lege die Chemie mit plus 14 Prozent zu, während die Exporte im Maschinenbau mit minus 26 Prozent regelrecht eingebrochen seien.

„Wenig Einfluss scheint der Brexit zu nehmen“, sagte Wenge. Der vieldiskutierte EU-Ausstieg Großbritanniens habe sich zwar „auf die Devisenmärkte ausgewirkt“, ergänzte Geschäftsführer Uwe Mensch, „aber noch nicht auf unsere heimische Wirtschaft.“

Gesucht würden weiterhin Arbeitskräfte, auch ohne Ausbildung. Zur Lehrstellensituation sagte Carmen Bartl-Zorn, zuständig für den IHK-Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung: „Im August haben wir noch 900 unversorgte Bewerber im Städtedreieck verzeichnet — dem gegenüber stehen mehr als 800 freie Ausbildungsplätze.“ Nicht immer passten Angebot und Nachfrage zusammen, weil es beispielsweise in gefragten Ausbildungsberufen wie Sport- und Fitnesskaufmann, Veranstaltungskaufmann oder Tierpfleger vergleichsweise wenige freie Stellen gebe. Es gelte, Bewerber nun noch zu versorgen. Positiv sei, dass sich die Zahl der gemeldeten freien Ausbildungsplätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erhöht habe. „Ich bin sehr erfreut, dass die Unternehmen wieder mehr ausbilden wollen“, so Bartl-Zorn. Zwar habe man momentan noch 160 Verträge weniger registriert als im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, „doch es kommen täglich neue hinzu“.

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