Schwarzbach-Atelier „Ich lebe im Herzen in einer anderen Zeit“

Barbara Binner führt die Schwarzbach-Galerie. Sie kennt die Straße schon seit ihrer Geburt vor 75 Jahren.

Schwarzbach-Atelier: „Ich lebe im Herzen in einer anderen Zeit“
Foto: Stefan Fries

Oberbarmen. Der obere Teil der Straße Schwarzbach war eigentlich früher eine schicke Gegend, ein bürgerliches Pflaster. Das sieht, wer sich die schönen Altbauten anguckt beim Gang durch die Straße. Barbara Binner erinnert sich noch daran. Sie wurde vor 75 Jahren in dem Haus geboren, in dem sie heute lebt und in dessen Erdgeschoss und Hinterhof-Fabrikhaus sie die Schwarzbach-Galerie betreibt. Das Haus fällt auf — der Erker ist in Regenbogenfarben bemalt.

Viel geblieben ist davon aber nicht. Jedenfalls hat sich alles verändert. Das kann Binner bezeugen. Davon kann sie reichlich erzählen. Sie zeigt von ihrer Galerie aus auf die Häuser in der Umgebung. Da sei der Besitzer weggezogen, jenes Haus sei an einen auswärtigen Besitzer verkauft worden, dieses auch, das dort auch. Dort wohnten noch die Hausbesitzer im Erdgeschoss. Das sei alles mit den Jahren so gekommen und habe im Grunde in den 50er Jahren angefangen, erzählt sie.

„Nach dem Krieg wollte keiner in den Altbauten wohnen. Alle wollten etwas Neues“, erinnert sie sich. Damals habe erst ein Nachbar und dann auch ihr Vater die schönen Verzierungen an den Häusern entfernt. Die Häuser sollten von außen modern wirken. Schmucklos. Aber auch von innen waren sie nicht auf dem neuesten Stand. Die Toiletten waren auf dem Flur. Das hat vielen nicht gereicht. Und die Besitzer mussten mit den geringen Mieten, die gezahlt wurden, die Häuser instand halten. Als deren Kinder die dann geerbt haben, haben sie die verkauft. „Sonst hätten sie noch 100 oder 200 000 Euro in die Sanierung investieren müssen“, sagt sie. So wanderten die Häuser in Hände, die nicht da waren, um Sorgen für den Zustand zu tragen. das habe dem Viertel nicht gutgetan.

Es gab in den vergangenen Jahren große Bemühungen, die Schwarzbach aufzuwerten. Das Quartiermanagement hat Schwarzbach-Abende veranstaltet, die Sorgen und Nöte der Anwohner aufgenommen. „Alle reden viel“, sagt Binner dazu, „wissen viel, tun viel. Aber herziehen wollen sie nicht.“ So sieht sie bis heute Probleme dabei, vor allem die großen, schönen Wohnungen in der Straße zu vermieten.

Binner hat noch Fotos von Früher, einer Zeit, als Kutschen durch die Schwarzbach fuhren. Das war um 1900. Da war ihr Geburtshaus fünf Jahre alt und die Gegend hieß noch Barmen-Rittershausen.

Binner erinnert sich selbst an eine Zeit, in der die Straße noch belebt war. Als es kleinen inhabergeführten Einzelhandel gab. Bis Ende der 1990er gab es knapp 35 Einzelhändler. Jetzt sieht man auf der Straße einen Laden für E-Zigaretten, ein Haarstudio. „Dort drüben soll ein Nagelstudio eröffnen“, sagt Binner. In der Gegend gebe es jetzt zwei Supermärkte und drei Discounter, sagt Binner, „die haben riesen Parkplätze.“ Damit hätten die kleinen Läden nicht aufwarten können. Das war aber auch nicht nötig. „Früher sind die Leute zu Fuß gegangen“, da habe es einen Bäcker gegeben, einen Metzger. „Ich bedauere das, ich registriere das. Aber ich lebe im Herzen in einer anderen Zeit“, sagt Binner.

Trotz allem führt sie die Galerie schon seit beinahe 20 Jahren und denkt nicht ans Aufgeben.

Ob sie wegziehen wolle? „Nein“, sagt sie sicher. Natürlich fühle sie sich dort wohl, sagt Binner. Auch weil sie von ihrer Dachterarasse über die Fabrik im Hinterhof hinweg in Richtung Sonnenstraße blicken könne. „Ich kann auf der Dachterrasse schlafen und höre morgen die Vögel zwitschern“, beschreibt sie das Idyll auf der Rückseite des Hauses. „Mein Paradies“, sagt sie. Das sei der Grund, warum sie noch gerne an der Schwarzbach wohne.

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