Hunde zieht es in die Kornbrennerei

Markus Selbach ist mit seinem Markt für Vierbeiner in das historische Gebäude an der Wittener Straße gezogen.

Hunde zieht es in die Kornbrennerei
Foto: Andreas Fischer

Hiddinghausen. Biegt man an dem Schild „Selbachs Tierfachmarkt“ von der Wittener Straße ab, dann kommt man an ein Haus, das voller Geschichte steckt. Mehr als 200 Jahre ist es alt, einst wurde hier Korn gebrannt. Ein großer Schornstein weist darauf hin. Teile des Hauses sind aus Bruchstein, andere aus Ziegeln. Man sieht: Hier wurde gearbeitet, immer wieder etwas, den Anforderungen entsprechend, verändert. Seit Anfang April ist ein neues Kapitel aufgeschlagen: Hundehalter finden dort alles, was das Herz begehrt, vom Futter bis zur Ausrüstung.

Markus Selbach

Markus Selbach, der außer seinem Online-Shop in Witten ein Ladenlokal betrieben hatte, suchte eine neue Lösung mit mehr Platz. „Da, wo jetzt mein Schild an der Straße steht, stand ,Zu vermieten’“, erzählt er. „Ich habe geklingelt. Und als ich das erste Mal hier rein kam, da dachte ich: Wow!“ Ein riesiger offener Raum mit mehreren Ebenen. Teilweise Mauerwerk, teilweise Fachwerk, irgendwann sind Stahlträger eingezogen worden. Treppen aus Sandstein, denen man ansieht, wie lange sie schon benutzt wurden, offene Treppen aus Stahl, Geländer. Man könnte ein Industriemuseum daraus machen. Oder ein Architekt könnte versucht sein, ein Edel-Loft zu planen.

Selbach: „So ein Laden mit Schaufenster, das wäre nichts für mich. Ich mag alles, was nicht normal ist.“ Die Wände sind weiß gekalkt, die Regale in Weiß gehalten, manche Ware steht auf weiß gestrichenen Paletten. Futtersäcke, Dosen (etwa Pferde-Kehlkopf), Nahrungsergänzung, Truhen für Barfer (Selbach: „Vom Metzger mit Fleisch aus der Region“) — Emma, Selbachs kleine, weiße Havaneser-Hündin, muss sich wie im Paradies fühlen. Es gibt Hundespielzeug, Angebote für den sportlichen Hund wie knallorange Dummis, die auch schwimmen können, oder auch Enten-, Fasanen- oder Kaninchen-Dummis mit echtem Fell. Das gute alte Holzapportel gibt es natürlich auch. Dazu kommen Westen, in denen man das ganze Equipment verstauen kann, Leinen, Geschirre, Liegestätten, Lauframpen, mit denen auch der alte Hund noch ins Auto einsteigen kann.

Abgesehen davon, dass Selbach schon als Kind Hunde gehabt hat, sei es nicht abzusehen gewesen, dass er mit Hundebedarf einmal seinen Lebensunterhalt bestreiten würde. „Ich bin gelernter Automechaniker“, sagt er. „Ich habe auch schon für Citroen gearbeitet und bei Opel am Band gestanden. Aber ich bin mehr der selbstständige Typ.“ Zu all den Sachen, die er schon gemacht habe, gehörte es, auf dem Weihnachtsmarkt Schmuckgravuren auf Hundemarken anzubringen und Halsbänder zu verkaufen. Und weil das lief, richtete er in einer Garage einen kleinen Laden ein und startete seinen Online-Shop. Er hatte Erfolg, die Sache nahm ihren Lauf. „95 Prozent meiner jetzigen Kundschaft habe ich aus Wetter mitgenommen“, sagt Selbach. „Fünf Prozent kommen über das Netz.“ Laufkundschaft gibt es an der Wittener Straße eher weniger. „Ich setze auf Propaganda.“

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