Hochspannung nach „Kyrill“

Varresbeck-Uellendahl: Bei der Kontrolle der Überlandleitungen aus der Luft werden 250 Masten und ihre Leiterseile überprüft. 3,8 Millionen Euro werden in diesem Jahr ins Netz investiert.

Wuppertal. Vor wenigen Tagen war es wieder so weit: Auf Sichthöhe mit gut 250 Starkstrom-Masten und deren Überlandleitungen zog ein Hubschrauber über den Stadtteilen seine Runden. Aus der Vogelperspektive ließen die Stadtwerke ihre Versorgungs-Trassen zwischen Wuppertal, Velbert und Hattingen auf Schäden und Verschleiß hin überprüfen.

In diesem Jahr hat die turnusgemäße Kontrolle der frei liegenden Stromversorgung gerade in Wuppertal besondere Bedeutung: Noch gut ist der flächendeckende Stromausfall vom Januar in Erinnerung, als der Orkan "Kyrill" die Versorgung innerhalb von Minuten zusammenbrechen ließ. Vor diesem Hintergrund gab es im Sommer dann auch noch Kritik von Wuppertals Grünen, die den Stadtwerken "Flickwerk bei Hochspannungsmasten" vorwarfen und sich dabei auf die monatelange, provisorische Absicherung beschädigter Masten auf Velberter Gebiet bezogen: Nach "Kyrill" kamen dort Spanngurte zum Einsatz - übrigens zu Recht und den Bestimmungen entsprechend, wie die Landesregierung auf Nachfrage der Grünen antwortete.

Auch bei der Wartung und Reparatur der Überlandleitungen nach dem Orkan habe man sich immer an die Vorgaben gehalten, stellt Michael Ellenbürger, bei den WSW für das Freileitungs- und 110-KV-Kabelnetz zuständig, im Rückblick klar. Warum die Landtagsfraktion der Grünen sich seinerzeit vorab nicht bei den Stadtwerken über den Stand der Dinge informiert habe, bleibe unverständlich, fügt WSW-Sprecher Holger Stephan hinzu.

Ungemach drohte den Kontroll- und Wartungskräften am Freileitungsnetz in diesem Sommer durch das launische Wetter: Nach dem Dauerregen habe man an vielen Standplätzen der Masten keine Maschinen und Fahrzeuge in Stellung bringen können, weil die Feld- und Wiesenböden durchnässt waren und Schlammwüsten glichen.

Auch vor diesem Hintergrund werde man in Teilbereichen des Netzes noch bis Jahresende arbeiten, fügt Ellenbürger hinzu. Das betrifft den Abschnitt Uellendahl ebenso wie Leitungen im Bereich Clausen und Obensiebeneick.

Dort wird voraussichtlich ab November in luftiger Höhe gearbeitet - zum Teil auch mit einem Montagewagen, der bei Bedarf an die Leitungsseile gehängt werden kann. Die Arbeiten, die an den Masten anfallen (siehe Kasten oben) reichen von Wartungen über Reparaturen bis hin zum Austausch von Masten und Leitungen, die in die Jahre gekommen sind. In diesem Jahr investieren die Stadtwerke etwa 3,8 Millionen Euro in ihre Überlandleitungen. Wie berichtet, haben sie vor sieben Jahren damit begonnen, ihr Stromnetz zwischen den Übernahmestationen in Hattingen und Wuppertal auf Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometer auszulegen und die Masten entsprechend zu verstärken.

Das Netz Die 250 Masten - sie sind bis zu 70 Meter hoch - für die Überlandleitungen müssen alle vier Jahre kontrolliert und wie jedes andere Ingenieurbauwerk in Wuppertal entsprechend gewartet werden: Dazu gehört der Korrosionsschutz ebenso wie die Überprüfung der Fundamente. Durch Temperaturschwankungen und die Witterung verändern sich auch die Leiterseile zwischen den Masten, die sich ausdehnen, durchhängen und nachreguliert werden müssen. Zur Wartung gehört aber auch die Kontrolle der Porzellanisolatoren an den Masten sowie der Freischnitt von Trassenabschnitten, die durch Wälder führen. Unter den ausgetauschten Seilen gibt es immer wieder welche, die zwischen 30 und 50 Jahre alt sind.

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