Hochbetrieb bei „Florian Wupper“

Bei der Leitstelle der Feuerwehr läuft neben echten Notfällen immer wieder auch Kurioses auf.

Wuppertal. Silvester, 23 Uhr: Noch ist es in der Leitstelle der Feuerwehr ruhig - zumindest auf den ersten Blick gesehen. Man unterhält sich, telefoniert noch ein letztes Mal in diesem Jahr mit den Liebsten zu Hause und wirft einen Blick auf die Silvesterparty in Berlin, die über den Bildschirm rauscht.

Um kurz nach Mitternacht soll es mit der Ruhe allerdings vorbei sein - dann wird der große Ansturm erwartet. Man wünscht um Zwölf noch kurz ein frohes, neues Jahr, setzt sich dann wieder an die Schreibtische - und wartet. Die Feuerwehrleute, die in dieser Nacht auf der Rettungsleitstelle für Wuppertal und Solingen, auch "Florian Wupper" genannt, Dienst haben sind auf alles vorbereitet. Wo sonst zwei Feuerwehrleute die Anrufe über den Nummer 112 entgegennehmen, arbeiten heute Nacht fünf. Zwei weitere haben für den Fall der Fälle Bereitschaft.

Vier Bildschirme und ein Headset - das ist alles, was in der Rettungsleitstelle an Ausrüstung benötigt wird. Die obligatorische Tasse Kaffee fehlt ebenfalls nicht.

Hoch konzentriertes Warten, in der Hoffnung, dass in diesen Stunden nicht wirklich etwas Schlimmes passiert. Der erste Einsatz kommt um 0.08Uhr. Auf dem Bildschirm erscheint die Nachricht "Nikolaus an Hauswand brennt". Auf dem zweiten Bildschirm blinkt es einige Sekunden später - er zeigt die los fahrenden Feuerwehrwagen an. Drehleiter-, Lösch- und Rettungswagen, dazu ein kleiner Trupp der Stadtwerke, der im Notfall Gas und Strom abschalten kann, rücken aus.

Keine zwei Minuten hat es vom Anruf bis zum Start der Wagen gedauert. Minuten später ist der Trupp vor Ort und gibt der Leitstelle über Funk Rückmeldung. Das Feuer ist gelöscht, der Fall für die Leitstelle damit abgeschlossen. Die Wagen können nun zum nächsten Einsatz geschickt werden. Auch die Freiwillige Feuerwehr hat an diesem Abend viel zu tun.

Um die Berufsfeuerwehr zu entlasten, kümmern sich die Freiwilligen um die etlichen Container- und Mülleimerbrände im Stadtgebiet. Von Ruhe kann jetzt keine Rede mehr sein. Um 0.32 Uhr sind fast alle Wagen der Feuerwehren zu Einsätzen unterwegs. In der Leitstelle wird es lauter. Die einzelnen Fälle müssen eingeschätzt werden: Zu welcher Adresse müssen die Retter dringend, welcher Zwischenfall ist nicht so brisant, braucht vorläufig nur eine gute Erstversorgung?

Trotz der vielen Anrufe panischer und hektischer Menschen am Telefon - das Personal in der Leitstelle bleibt ruhig, gibt Ersthelfertipps, unterstützt die Kollegen bei Außeneinsätzen und spricht die nächsten Schritte mit den anderen Kollegen in der Leitstelle ab.

Neben den vielen dringenden Anrufen, in denen Menschen wirklich Hilfe benötigen, mischen sich in dieser Nacht auch immer wieder Telefonate mit oftmals Betrunkenen, die Situationen falsch einschätzen oder nicht mehr weiter wissen: Jugendliche, denen es schlecht geworden ist, können nicht ins Krankenhaus gebracht werden, weil das den Freunden, die ebenfalls getrunken haben, schlichtweg zu eklig ist.

Wünsche nach der Nummer der Taxizentrale erfüllt die Leitstelle in dieser Nacht zähneknirschend - wenn die Zeit dazu reicht. Wer weiß, wie oft derjenige sonst noch einmal anruft und die lebenswichtige Leitung blockiert, weil die 112 die einzige Telefonnummer ist, die er sich betrunken noch merken kann?

Trotz einer Unmenge an Anrufen - allein in den ersten 50 Minuten des neuen Jahres sind es mehr als 50, nach denen es zu gerade einmal 14 Einsätzen kommt - ist diese Nacht für die Feuerwehr nichts anderes als Silvester-Routine.

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