Hermann Ott: Der Klimaschutz und das Bergische

WZ-Interview: Hermann Ott, für die Grünen im Bundestag, über die Vorteile des Strukturwandels und die Chancen der Region.

Herr Ott, schon in Ihrer ersten Legislaturperiode im Deutschen Bundestag avancierten Sie zum klimapolitischen Sprecher der Grünen-Fraktion. Das ist ein kometenhafter Aufstieg, oder?

Hermann Ott: Das ist auf jeden Fall eine Ehre und Auszeichnung, dass ich das machen darf. Ich freue mich sehr darüber, dass mir eines der Kernthemen der Grünen anvertraut wurde.

Ott: Ja, Kopenhagen hat schon gezeigt, dass es schwierig werden wird, und die ersten klimapolitischen Schritte der Bundesregierung waren auch nicht davon geprägt, den Klimaschutz zu fördern. Es ist nicht erkennbar, wie die 40 Prozent Minderung beim CO2-Ausstoß bis 2020 erreicht werden sollen.

Ott: Ja, das liegt daran, dass es jetzt ans Eingemachte geht.

Ott: Die Vereinbarung von Kyoto war noch so schwach, dass man damit klar kam wenn man sich arrangierte. Bei den Einschnitten, die jetzt notwendig sind, also minus 40 Prozent bis 2020, das spürt die Wirtschaft. Deshalb sind die Widerstände jetzt größer, gerade von den vier großen Unternehmen aus der Energie-Industrie.

Ott: Es ist meine feste Überzeugung dass die nächste Welle kommt, also die nächste Transformation der Weltwirtschaft. Dazu gehören die erneuerbaren und die hocheffizienten Technologien. Wer da nicht begraben werden will, der muss sich an die Spitze setzen - wie ein Surfer auf der Welle surfen.

Ott: Wir haben in Deutschland einen guten Start hingelegt, sind aber gerade dabei, unser Kapital zu verspielen. Zum Beispiel durch die geplante Kürzung der Förderung von Solarenergie. Die Chinesen haben jetzt schon stark aufgeholt. Sollte die Förderung wie geplant gekürzt werden wird sich das gesamte Geschäft nach Asien verlagern.

Ott: Alleine bei der Solarindustrie etwa 50.000. In den Erneuerbaren arbeiten insgesamt schon mehr als 280.000 Menschen.

Ott: Ich glaube, es ist die Chance. Das Bergische Land ist reich an natürlichen Ressourcen, deshalb hat ja hier die Industrialisierung begonnen. Als die Kohle entdeckt wurde, zog die Industrie in das Ruhrgebiet ab - aber das Zeitalter der fossilen Brennstoffe ist beendet. Jetzt kann das Bergische Land wieder seine Stärken, Wasserkraft, Wind und Holz etwa, ausspielen. Hier kann billige Energie auf umweltfreundliche Weise erzeugt werden. Das ist der Schlüssel zur Zukunft.

Ott: Als Leuchtturmprojekt: Warum nicht die Stauseen und Talsperren für große schwimmende Photovoltaikanlagen nutzen, eine schwimmende Energieerzeugung sozusagen.

Ott (lacht): Man muss sich die Seen sehr genau betrachten. Bei ein oder zwei Talsperren im Bergischen können wir das bestimmt machen. Bei der Windkraft haben wir bisher nur zwei Anlagen, weil die von der Stadt bisher nicht gefördert werden. Alle Experten sind sich aber einig, dass sich die grünen Arbeitsplätze nur dort ansiedeln, wo die neuen Techniken genutzt werden. Wenn sich die Region also weiter so abweisend verhält, dann wird es hier auch keine neuen Jobs geben.

Ott: Ja, ich habe mich zum Beispiel mit Bernd Wille vom Wupperverband zusammengesetzt, es ging darum, wie erneuerbare Energien gestärkt werden können. Der Wupperverband ist einer des wesentlichen Akteure, neben den WSW.

Ott: Auf jeden Fall , ebenso wie die Bergische Entwicklungsagentur.

Ott: Das würde ich gerne machen - wir müssen in Wuppertal die Leute zusammenbringen die etwas bewegen wollen, aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Politik, Wirtschaft, Wissenschaft- und Kultur! Mir ist noch nicht ganz klar in welcher Form, deshalb will ich zuerst mal die richtigen Leute an einen Tisch bringen. Das soll in den nächsten drei bis vier Monaten geschehen.

Ott: Vor allem, um aus diesem Stimmungstief herauszukommen. Die Menschen sollen und können positiv denken!

Ott: Das ist genau das, was ich meine. Wir haben jetzt, am Ende des fossilen Zeitalters, die Chance, die Stärken der Region herauszustellen. Der Strukturwandel kann uns sogar begünstigen. Der Klimaschutz und die knappen Energie werden dafür sorgen, dass die bergischen Stärken erkannt und genutzt werden.

Ott: Ja, nur dann. Wenn wir nicht aufpassen, dann werden andere Regionen das machen und wir werden abgehängt.

Ott: Noch nicht, aber wir haben ein Treffen vereinbart.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort