Halbzeit auf dem Döppersberg

Wuppertal aktiv hat das Bergfest der größten Baustelle der Stadt gefeiert. Die Reaktionen auf den Fortschritt sind überwiegend positiv.

Halbzeit auf dem Döppersberg
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Der Zuspruch war dem Anlass durchaus angemessen. Etwa 100 Mitglieder des Stadtmarketingvereins kamen jetzt zum Döppersberg um das Bergfest der größten Baustelle Wuppertals zu feiern. Es ist also ungefähr Halbzeit im Spiel um die Zukunft der Stadt. Mit nichts Geringerem wird das Jahrhundertprojekt zwischen Hotel Kaiserhof, Hauptbahnhof, Bundesbahndirektion und Köbo-Haus von vielen Wuppertalern gleichgesetzt. Es geht darum aufzuholen im Wettbewerb mit Städten wie Essen und Düsseldorf. Und es geht darum, dass Wuppertal seine Rolle als Oberzentrum des Bergischen Landes wieder wahrnimmt. Die Weichen sind gestellt. Wohin der Zug rollt, ist auf der Großbaustelle jeden Tag deutlicher zu erkennen.

Dass auf der riesigen Fläche kein undefinierbares Gewusel herrscht, spricht für eine gute Organisation. Schließlich wird an allen Enden des Areals gleichzeitig gebaut. Unter der bereits gegossenen Geschäftsbrücke ist die B7 bereits auf acht Spuren verbreitert. Derzeit laufen die Arbeiten an der Entwässerung. „Statt zehn werden 20 Gullys eingebaut“, erklärte die städtische Projektleiterin Martina Lange (47) ihren Gästen von Wuppertal aktiv. Geplant wird mit Wassermassen, wie sie statistisch einmal in 50 Jahren auf die B7 niedergehen.

Während die Abwasserrohre noch offenliegen, schießt ein paar Meter weiter der sogenannte Investorenkubus aus dem Boden, in die Textilkette Primark untergebracht werden wird. Das erste Obergeschoss ist erreicht, drei weitere Geschosse folgen noch.

Halbzeit auf dem Döppersberg
Foto: ll

Gegenüber entsteht die Mall als unterirdischer Eingang zum Hauptbahnhof. Dabei bauen die Handwerker um einen wenig ansehnlichen Betonklotz herum. „Hier war die Bahnhofsbuchhandlung untergebracht. Das Gebäude gehört dem Eisenbahnamt, wir dürfen es nicht abreißen“, erklärte Martina Lange.

An die Mall reicht das große Parkhaus heran, knapp zwei Meter hoch und damit nichts für Fahrzeuge mit aufbauen. Der Boden ist bereits weitgehend Gießharz behandelt. Viel interessanter ist allerdings der Fortschritt an der Fassade. „Naturstein aus Nürnberg“, sagte die Projektleiterin und deutete auf die beigen Steine mit grober Oberfläche. Die Fassade ist weit gediehen, aber noch beeinträchtigt dunkle Folie zwischen Betonwand und Natursteinen das Bild.

Auf dem Parkhaus entsteht der neue Busbahnhof, Rohre lassen Aufzugsschachte erahnen, die Bussteige sind bereits zu erkennen, wenn das Bauwerk auch nicht ganz problemfrei Fortschritte machte. „Da gab es Verzögerungen, aber insgesamt sind wir absolut im Plan“, sagte Lange.

Die Qualität von Architektur und Gestaltung des öffentlichen Raumes liegen immer auch im Auge des Betrachters. Deshalb reichte das Urteil der Baustellengäste von Wuppertal aktiv auch von „super“ bis „na ja“. Gut geglückt ist demnach die Wahl der Fassade. Der beigefarbene Kalkstein, wird, abgesehen von der wohl glänzenden Fassade des Investorenkubus die Optik des Areals bestimmen. Gestört wird sie am Ostende allerdings von einer schmucklosen Brücke, die aus Sicherheitsgründen zwischen Parkhaus und Kaiserhof gebaut werden musste. Sie stört nicht nur den Blick auf das schöne Wuppertal Institut, sondern beeinträchtigt in ihrer schmucklosen, dunklen Optik auch den Gesamteindruck des neuen Bahnhofsvorplatzes.

Dieser Platz ist obendrein deutlich kleiner, als er in der Ursprungsvariante vorgesehen war. Dadurch, dass der massige Kubus nach Westen an die Geschäftsbrücke herangerückt worden ist, entsteht zwischen Eingang zur Mall, Kubus und Parkhaus sehr wahrscheinlich eine schattige Schlucht. Von der Bundesallee aus gesehen, versteckt sich der klassizistische Hauptbahnhof vollständig unsichtbar hinter dem Primark-Gebäude.

Dennoch kamen die Besucher des Bergfestes uneingeschränkt zum selben Urteil: Schöner geht es immer, ist aber auch eine Frage finanzieller Möglichkeiten. Und fest steht: Der neue Döppersberg ist vielleicht nicht „super“, aber er ist um Klassen besser als das, was unmittelbar vorher war.

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