Grillhähnchen: Den Wuppertaler Händlern bleiben die Kunden aus

Die Hähnchenbratereien sind die Leidtragenden, seit bekannt wurde, dass Antibiotika an Masthähnchen verfüttert wird.

Wuppertal. „Die Grillhähnchensaison hat gerade angefangen, doch diese Woche bleiben die Kunden einfach weg“, stellt Süleyman Celen fest. Er ist Geschäftsführer des Familienbetriebs Mega Hähnchengrill und hat einen Stand am Parkplatz vor dem Hauptbahnhof. Von Weihnachtseinkäufen erschöpft und vom Duft der warmen Mahlzeit angelockt, kaufen in der kalten Jahreszeit, viele lieber ein Grillhähnchen, als zu Hause zu kochen.

Seit einigen Tagen spießt Süleyman Celen jedoch weniger Hühner zum Braten auf. Denn mehr als die Hälfte der Kunden bleibt weg. Seit bekannt wurde, dass 96,4 Prozent der Masthähnchen in NRW regelmäßig Antibiotika bekommen, sind viele Verbraucher verunsichert.

Die WZ hat nachgefragt: Woher kommen die Hähnchen, die in Wuppertal auf dem Teller landen? Welche Folgen hatte das Ergebnis der Untersuchung für die Hähnchenbrätereien in der Stadt? Überraschenderweise hat die Umfrage herausgefunden, dass fünf von sechs Hähnchenständen gar kein Geflügel aus NRW anbieten. Süleyman Celen kauft sein Geflügel bei Alternhof in den Niederlanden.

Trotzdem, nach den vielen Lebensmittelskandalen findet Ali Akyol, dass man am besten zu Hause isst. Doch als Taxifahrer muss er oft am Hauptbahnhof warten. Er und viele seiner Kollegen machen dann Pause beim Hähnchengrill. „Ich versuche schon auf anderes Fastfood zu verzichten“, erklärt er. Mit Burger und Döner verglichen kommt ein Grillhähnchen einer richtigen Mahlzeit schon sehr nahe.

„Ein Hähnchen, aber bitte ohne Antibiotika“, scherzen manche Kunden wenn sie bei Fortuna’s Chicken am Neumarkt ihr Essen bestellen. Mirek Krasuki reagiert darauf mit Humor. Er arbeitet dort schon seit 18 Jahren und hat in der Mittagszeit viel zu tun. Der Stand gehört Georg Fortuna, der die Masthähnchen nicht in NRW, sondern bei der Firma Stolle in Visbeck, Niedersachsen kauft. Das Vertrauen zu der Schlachterei ist größer als zu Großhändlern: „Sämtliche Billigangebote lehnen wir sofort ab.“

Tatsächlich haben die Hähnchenbrätereien wenig Einfluss, sie sind Leidtragende. Deswegen hält Georg Fortuna Lebensmittelkontrollen für wichtig „Alles, was Sicherheit bringt, ist herzlich willkommen. Denn wir wollen die Gesundheit unserer Kunden nicht gefährden.“ Doch die liegt in den Händen der Behörden und mit ihr die wirtschaftliche Zukunft der Hähnchenbrätereien.

Auch für Roland’s Hähnchengrill, der montags in Barmen, dienstags in Vohwinkel und mittwochs in der Steinbeck einen Wagen stehen hat, wird bei Stolle eingekauft. Mitinhaberin Iris Saglam gibt gerne Auskunft über die Herkunft ihrer Ware und kann sich nicht über Umsatzeinbußen beschweren.

An der Steinbeck vor Netto hat Dalkiran Rasin seinen Stand. Er ist wütend. Sein Lieferant, der Großhändler Vierlande, bekommt Ware aus ganz Deutschland. „Wenn die etwas zu verstecken haben, habe ich nichts damit zu tun“, so Dalkiran Rasin. Und trotzdem bestellen seine Kunden ihre Pommes lieber ohne das halbe Hähnchen. „Jedes Jahr gibt es ein Problem mit Geflügel“, sagt er verzweifelt und erinnert an den Dioxinskandal und die Vogelgrippe.

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