Wuppertal Greifvögel am Himmel über Wuppertal

Einige Arten, die als ausgestorben galten, sind mittlerweile ins Bergische Land zurückgekehrt — zum Beispiel der Wanderfalke. Besondere Aufmerksamkeit gebührt dem Rotmilan.

Wuppertal. Majestätisch segeln sie über Baumwipfel und Felder. Blitzschnell können sie vom Himmel fallen und ihre Beute aus der Luft ergreifen. Verschiedene Greifvogelarten, die bereits als ausgestorben galten, sind in das Bergische Land zurück gekehrt. Die Wanderfalken brüten beispielsweise jedes Jahr im Schornstein des Heizkraft werkes in Elberfeld.

„Das ist für sie eine Art künstlicher Felsen“, sagt Jörg Liesendahl vom BUND. Wie der Mäusebussard sei das eine urtypische Art für die Region, ergänzt Falkner Karsten Schossow. „Viele der heimischen Greifvögel sind in den 80er Jahren ausgestorben, als das Pflanzenschutzmittel DDT massiv zum Einsatz kam. Über ihre Beutetiere haben sie das Gift aufgenommen.“

Als die Ursache für das Verschwinden der Greifvögel erkannt war, begann in den 90er Jahren die gezielte Zucht mit dem Ziel, die Tiere auszuwildern. „Das hat so gut funktioniert, dass Wander- und Turmfalken beispielsweise für Nistmöglichkeiten in künstlichen Felsen wie Schornsteinen, Steinbrüchen, Kirchtürmen oder auf Dachböden sogar bereit sind, die menschliche Gesellschaft in Kauf zu nehmen“, berichtet Jörg Liesendahl. Auf niedrigem Niveau habe sich die Population beider Arten daher erholen können.

„Baumfalken hingegen, die unter anderem auf der Kleine Höhe ihr Revier haben, sind im Vergleich dazu deutlich seltener. Auf der Suche nach Nistplätzen sind sie deutlich wählerischer und lassen sich mit einem Kirchturm nicht beglücken.“ Das Nahrungsangebot ist ein weiterer begrenzender Faktor für den Bestand der drei Falkenarten. „Da sie sich von kleineren Vögeln und Säugern ernähren, brauchen sie entsprechende Jagdbiotope. Wenn ein Wanderfalke an der Wupper eine Taube oder eine Fledermaus fängt, ist das alles andere als Bio-Verpflegung“, sagt Jörg Liesendahl.

Einen gedeckten Tisch finden dagegen die Mäusebussarde vor. Besonders einfach ist die Jagd für sie, wenn die Bauern die Felder abernten. „Danach müssen sie nur noch aufsammeln, was in die Messer der Maschinen gekommen ist. Das ist viel einfacher, als selbst zu jagen“, sagt Schossow.

Er weiß aus Erfahrung, dass Greifvögel von Natur aus eher faul sind und sehr mit ihren Kräften haushalten. „Sie sitzen bis zu 95 Prozent des Tages irgendwo herum. Der Uhu zum Beispiel kann bis zu zwei Monate ohne Nahrung auskommen. Dafür muss er jedoch darauf achten, so wenig Fett wie möglich zu verbrennen. In der Regel wissen die Tiere ganz genau, wann in ihrem Revier mal wieder etwas vorbei kommt.“

Der Uhu als größte Eulenart Europas hat sich in den Steinbrüchen in Dornap und Wülfrath eingenistet. Dort finden sie so gute Lebensbedingungen, dass die Zahl der nachtaktiven Tiere mit der eindrucksvollen Spannweite von 1,70 Meter wächst. „Die Uhus kennen allerdings die Rote Liste nicht und fressen auch mal einen Turmfalken oder einen Rotmilan“, sagt Liesendahl.

Eine weitere Bedrohung für die streng geschützten Greifvögel sind die Rotoren von Windrädern. „Sie häckseln die Tiere regelrecht.“ Zu den Jagdgründen des Rotmilan gehörten auch die Gebiete, in denen solche Anlagen in Wuppertal zur Diskussion stünden: auf der Kleinen Höhe und in Beyenburg. „In Deutschland haben wir eine ganz besondere Verantwortung zum Erhalt dieser Art, denn rund 60 Prozent des weltweiten Bestandes lebt bei uns“, betont Liesendahl. Er geht davon aus, das die Tiere mit fortschreitendem Klimawandel ihr Zugverhalten aufgeben und im Winter bleiben.

Die meisten anderen Taggreifvögel und Eulen sind dagegen standorttreu, haben feste Reviere und kehren auch immer wieder zu ihren angestammten Brutplätzen zurück. „Sperber und Habicht sind allerdings nur selten zu sehen“, sagt Liesendahl. Eine geschlagene Taube ist für ihn ein Hinweis, dass der Habicht zugeschlagen hat. „Bei mir hat er auch schon einen Falken geholt“, berichtet Schossow.

Seine Greifvögel sind ausschließlich gezüchtete Tiere. „Sie aus der Natur zu entnehmen, wäre Wilderei.“ Der erfahrene Falkner hat selbst mehrere Brutpaare. Den Nachwuchs tauscht oder verkauft er. „Unsere Steinkäuze wollten wir auch mal auswildern lassen, doch dafür gab es kein Programm.“ Die kleinen Eulenvögel sind eher in den Randlagen wie dem Felder- und Deilbachtal anzutreffen.

Hin und wieder bekommt Karsten Schossow ein Jungtier gebracht. „Die Leute wissen nicht, dass es Nestflüchter sind, die auf dem Boden sitzen und erst am Abend nach der Mutter rufen, um Futter zu bekommen.“ Der Fachmann rät, die Tiere dort einfach sitzen zu lassen, denn das ist ihre Natur. Wenn sie nicht dem Fuchs zum Opfer fallen, segeln auch sie irgendwann über Baumwipfel und Felder auf der Jagd nach Beute.

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