Wuppertal Glosse: Wohin Kämmerer und Polizeipräsidentin verreisen

Wo verbringen bekannte Wuppertaler ihren Urlaub? Und was sagen die Ziele über die Reisenden aus? So etwas wie eine Analyse.

 Meer oder Berge - da hat jeder seine eigenen Vorlieben.

Meer oder Berge - da hat jeder seine eigenen Vorlieben.

Foto: dpa

Wuppertal. Wuppertal bereitet sich auf den großen Sommerurlaub vor. Während die einen schon die Zeitung aufs E-Paper umstellen, bestellt die Deutsche Bahn für sechs Wochen alle Züge ab. Kurzum: Es ist Zeit, das Weite zu suchen. Um nicht zu sagen: Wenn Sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Flughafen wollen, lesen Sie diesen Artikel hoffentlich bereits am Strand, denn die Anreise mit dem Ersatzbus dürfte nervenaufreibender sein als die heftigsten Turbulenzen im Ferienflieger.

Weg ist also wichtig. Nur wohin? Wir haben das bekannte Wuppertaler gefragt und dabei festgestellt: Manchmal verrät das Reiseziel mehr über den Reisenden als man vielleicht denken mag. Zumindest wenn nicht die Fantasie zum Rumspinnen fehlt.

Nehmen wir als Beispiel den Stadtkämmerer Johannes Slawig. Der zahlt nämlich offenbar auch privat ungern mehr als nötig und verreist daher Last-Minute. So weiß Slawig derzeit nur, dass es im August für drei Wochen in die Sonne gehen soll — nur die genauen Koordinaten stehen eben noch nicht fest.

Hobbypsychologisch ist das ganz einfach zu erklären. Schließlich muss sich Slawig in der Stadtverwaltung ja ständig Gedanken darüber machen, wohin die Reise gehen soll. Jetzt legt er einfach einmal relaxt die Füße hoch und sagt sich: Mal sehen, was kommt. Nur eins steht offenbar fest: Es soll der Strand sein, nicht in die Berge. Eigentlich ist auch das kein Wunder. Nach den ganzen Diskussionen kann der Stadtdirektor sicherlich keine Seilbahnen mehr sehen.

Birgitta Radermacher hat die erholsamen Tage jetzt fast schon hinter sich. Gemeint ist damit nicht ihre Zeit als Polizeipräsidentin in Wuppertal, sondern ihr Aufenthalt im Heilbad Oberstaufen im Allgäu. Dort lässt es sich ausgezeichnet Wandern, Skifahren — und vor allem Schrothkur machen. Dass Radermacher ihr neues Amt als Düsseldorfer Regierungspräsidentin frisch entgiftet antreten möchte, versteht sich von selbst. Bei der klassischen Schrothkur gibt es übrigens drei Trockentage, an denen weniger als ein halber Liter Flüssigkeit getrunken wird, abwechselnd mit je zwei kleinen und zwei großen Trinktagen. Eine gute Vorbereitung für die Zeit in Düsseldorf, wo die zwei großen Trinktage zu Altweiber und Rosenmontag fest im Kalender stehen.

Während die meisten Urlauber auf sonniges Wetter hoffen, macht es Carsten Gerhardt, Vorsitzender der Wuppertalbewegung, eigentlich strategisch klüger. Er reist drei Wochen in die USA, mit einem einwöchigen Abschluss in Alaska. Wer so plant, der empfindet das Wetter in Wuppertal anschließend als angenehm mild, während die anderen Heimkehrer nach 30 Grad im Süden einen bergischen Kälteschock bekommen.

Ursula und Günther Weißenborn von Müllers Marionetten-Theater radeln in diesem Sommer von Passau nach Wien an der Donau entlang. Günther Weißenborn setzt die Prioritäten allerdings so, wie es sich für einen Kulturmenschen gehört: „Viel Essen, viel Wein, viel Kultur und wenig radeln.“ Natürlich ist der Ausflug, jetzt spricht wieder der Hobbypsychologe, eine Flucht in eine Welt, in der die Kultur noch einen anderen Stellenwert hat. Weißenborn weiß: „In Österreich kennt der Taxifahrer die Abendbesetzung in der Oper.“

Zoodirektor Arne Lawrenz fährt bei Städtetrips eigentlich nur in Städte, die einen Zoo haben. Aus Neugier, was die anderen zu bieten haben. In diesem Jahr geht es allerdings 14 Tage nach Tirol zum Wandern und Mountainbikefahren.

Comedy-Fachfrau Dörte aus Heckinghausen zieht es zum Wandern in die Pfalz und zum Radfahren nach Franken. Ihr eigentlicher Geheimtipp ist aber ein anderer: „ÖPNV-Wandertour durch Wuppertal.“ Urlaub ist eben auch Kopfsache.

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