„Gesundheit durch Tiere“ hat viele Pläne

Außer dem tiergestützten Leseclub könnte es in den Vereinsräumen an der Sonnborner Straße demnächst auch Nachhilfe geben.

„Gesundheit durch Tiere“ hat viele Pläne
Foto: Taro Kataoka

Sonnborn. Ein Buch angucken? Still sitzen? Sich auf die Buchstaben konzentrieren? Das fällt manchen Kindern schwer. Insbesondere solchen, die zu Hause keine Bücher besitzen, deren Eltern wenig Zeit für Geschichten haben. Hier setzt der Verein „Gesundheit durch Tiere“ an: Alle zwei Wochen kommt eine Gruppe Kinder zum tiergestützten Leseclub. „Wenn ein Hund daneben sitzt und sie sich an ihn kuscheln können, werden die Kinder ruhiger, können sich besser konzentrieren“, erklärt die Vereinsvorsitzende Birgit Minow. „Manchmal liest das Kind dem Hund auch etwas vor.“

Damit das Leseerlebnis funktioniert, werden sowohl die Hunde als auch die Mitarbeiter geschult. Ein Pädagogik-Begleithund hat mitsamt Frauchen oder Herrchen eine umfangreiche Ausbildung absolviert. Der Hund gehorcht und lässt sich weder durch andere Tiere noch durch Menschen ablenken. Sein Besitzer wiederum lernt, Stresszeichen zu erkennen und dem Tier entsprechend eine Auszeit zu ermöglichen. „Im Leseclub hat der Hund immer eine Decke in einer Ecke — die Kinder wissen, wenn er dorthin geht, müssen sie ihn in Ruhe lassen“, erklärt Birgit Minow.

Im Leseclub sind immer jeweils eine mit Tier ausgebildete Pädagogin und eine Lehramtsstudentin für sechs bis acht Kinder anwesend. Die erste Gruppe, die zu Beginn 2017 anfing, kommt von der Kindertafel Vohwinkel. Nach den Sommerferien begann eine Gruppe von der Diakonie Aprath und bald startet eine dritte vom Verein Alpha.

Deshalb sucht der Verein immer weitere Lehramtsstudentinnen oder angehende Erzieherinnen, die Spaß an dieser ehrenamtlichen Tätigkeit mit Kindern und Hunden haben. Alle werden von erfahrenen Mitarbeiterinnen auf ihren Einsatz vorbereitet.

Birgit Minow, Leiterin

Denn im Leseclub wird nicht nur gelesen: „Die Kinder sollen motiviert werden“, nennt die Leiterin das Ziel. Also werden auch Hörspiele gehört, Texte auf dem Tablet gelesen und passend dazu Bilder gemalt, gebastelt und Spiele gespielt. Die Hunde werden eingebunden, dienen als Belohnung oder holen benötigte Gegenstände. Bücher und Material für den Leseclub haben die Stiftung Lesen und die Aktion Mensch gesponsert. Beide unterstützen das Projekt bis 2022.

Bald gibt es auch räumlich einen großen Fortschritt: Denn der frühere Kiosk im Herzen von Sonnborn hat im großen Ladenlokal keine Heizung. Zwar erneuerte die Vermieterin im vergangenen Jahr schon die Verglasung — aber mit Ölöfen verschlingt das Wärmen des großen Raums Unsummen. Jetzt erhalten alle drei Räume eine Gasheizung. „Die Kinder brauchen es zum Lesen ja kuschelig“, sagt Birgit Minow. So kann es bald also wieder in angenehmer Umgebung mit dem Lesen weitergehen. Für die Miete hofft der Verein auf Spenden. Und die Vorsitzende hat noch viele Pläne: „Ich würde gerne auch ein Projekt für Kinder psychisch erkrankter Eltern beginnen oder in unseren Räumen Nachhilfe anbieten.“ Dazu läuft der erfolgreiche Kindertierschutzpass und die tiergestützte Selbsthilfe für Menschen mit Demenz weiter.

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