Gespräche mit Fremden machen glücklich

Die Redaktion testet die Glücks-App des Wuppertal-Instituts.

Wuppertal. Glück lässt sich beeinflussen. Man kann etwas daran tun. Das will uns die App „Glücklich in Wuppertal“ unter anderem mitteilen. Die Entwickler vom Wuppertal Institut und der Happiness Research Organisation haben deswegen auch die Rückmeldungen über das eigene Befinden eingebaut. Wer weiß, wie glücklich er ist, kann das reflektieren und vielleicht auch ändern.

Die Glücks-App lässt mich mittlerweile in Ruhe. Der Fragebogen dauerte einmalig 15 Minuten — und kommt erst nach drei Monaten wieder — und das Glückstagebuch lief nur eine Woche lang. Aber seitdem ich mich damit befasse, ist mein Interesse gestiegen. Das Glück verfolgt mich quasi.

Kürzlich bin in an einem Artikel hängengeblieben, in dem stand, dass es glücklich mache, mit Fremden zu reden. Mag man in Deutschland kaum glauben. In der Öffentlichkeit redet man ja im Allgemeinen nicht so viel miteinander, wenn man sich nicht kennt. Was schade ist, weil es wirklich die Laune hebt.

Ich kenne das aus zwei Gründen. Zum einen habe ich einen Job, der mich immer wieder mit fremden Menschen zusammenbringt. Den ganzen Tag telefoniere ich mit Menschen, die ich nicht kenne und spreche mit ihnen — oder treffe sie persönlich. Klar, das sind zweckgebundene Gespräche, professionelle Treffen, aber es ist fast immer nett und sorgt, wenn ich so darüber nachdenke, für ein gutes Gefühl. Denn mit den meisten Menschen finde ich immer auch eine persönliche Ebene, wenn wir im Laufe eines Termins ins Gespräch kommen — oder führen Smalltalk. Kann auch nett sein.

Ähnlich habe ich das während meines Semesters in den USA kennengelernt. Regelmäßig kam ich im Bus mit meinen Sitznachbarn ins Gespräch, die mich fragten. ob ich das Footballspiel am Tag zuvor gesehen hätte, oder die das Buch kommentierten, das ich gerade las. Die Leute suchten das Gespräch. Und waren dann vor allem neugierig, von mir zu hören, als sie hörten, dass ich aus Deutschland komme. In Deutschland hatte ich immer die Befürchtung, dass es unangenehm wird, wenn mich Fremde im Bus oder in der Bahn ansprechen. Das habe ich ein bisschen abgelegt. Ich würde eigentlich mehr davon wünschen. Generell sorgt das für ein gutes Klima, wenn Leute sich einfach trauen, mal loszuquatschen.

Den Studien, die sagen, dass es glücklicher macht, mit Fremden zu reden, unterschreibe ich seitdem sofort. Sonst wäre ich in diesem Job aber auch falsch.

Für andere mag das anders sein. Ob der Aspekt in der Studie zur Glücks-App vorkommt, weiß ich nicht. Aber es wird spannend, wenn die bisherigen 1158 ausgefüllten Fragebögen von Hans Haake und seinem Team ausgewertet werden. Das ist ja auch so etwas wie ein Gespräch mit Fremden für ihn. Mit sehr vielen Fremden.

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