Trier bekommt größere Statue Geschenk aus China: Riesen-Marx gegen kleineren Engels?

China schenkt der Stadt Trier 2018 eine 6,30 Meter große Statue von Karl Marx — Wuppertal wurde 2014 nur mit einem bescheideneren Modell Friedrich Engels’ bedacht.

Trier bekommt größere Statue: Geschenk aus China: Riesen-Marx gegen kleineren Engels?
Foto: Stefan Fries

Barmen. Da hat Wuppertal ja noch einmal Glück gehabt. Die Großzügigkeit der Volksrepublik China ist, wenn es um die großen philosophischen Vordenker des Kommunismus und ihre Heimatstädte im Okzident geht, scheinbar grenzenlos. In Trier ragt diese Großzügigkeit bald 6,30 Meter in die Höhe: Zu Ehren des 200. Geburtstags von Karl Marx im Jahr 2018 schenkt China dessen Geburtsstadt einen Mega-Marx. Material bisher unbekannt. Der bildende Künstler: Wu Weishan.

In Wuppertal, Wiege des Marx’schen Mitstreiters Friedrich Engels, beschränkte sich die chinesische Freundlichkeit auf etwa die Hälfte, auf 3,85 Meter. Seit 2014 steht die von Bildhauer Zeng Chenggang gefertigte Statue des Philosophen in Barmen. Das ist sicher nur gerecht, schließlich ging die gemeinsam von Marx und Engels entwickelte Gesellschafts- und Wirtschaftstheorie ja auch schlicht als Marxismus in die Geschichte ein. Wie sollte die bronzene Büste des Friedrich Engels da größer sein als die von Marx, die die Chinesen nun bald Trier stiften. Nicht form follows function, sondern Größe follows historische Gewichtung scheint hier die Maßgabe der chinesischen Künstler zu sein.

Und an dieser Stelle offenbart sich die tiefe Wahrheit der Annahme, dass Geben seliger denn Nehmen sei: Denn nicht alle Trierer wollen derzeit gern nehmen. Im Gegenteil, um den Mega-Marx herrscht im Vorfeld viel Aufregung, vielen ist er schlicht zu riesig, sie wollen ihn nicht, andere finden den zugesagten Standort, den Simeonstiftplatz, unpassend. Soll dieser doch an den Eremiten Simeon erinnern. Die Stadt Trier kann da nur mit den Achseln zucken, das Geschenk ist bereits angenommen, alles, was daran wieder etwas ändern würde, wäre ein Affront und eine Überstrapazierung der trierisch-chinesichen Beziehungen.

All dieser Ärger blieb Wuppertal erspart. Der 3,80-Engels durfte es sich in dem nach seiner Familie benannten Engelsgarten bequem machen, ohne damit jemandem auf den Schlips zu treten. Den Neidern, die die chinesischen Größenverhältnisse als ungerecht empfinden und auch gerne 6,30 Meter Erinnerungskultur für ihren historisch eh schon ungerecht behandelten Engels gesehen hätten, sei zum Trost gesagt: Auf den meisten Abbildungen Marx’, an denen Wu Weishan sich zur Vorlage orientieren könnte, hat Karl einen deutlich kürzeren Rauschebart als Friedrich.

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