Leasinggesellschaft ASS Geschäft geplatzt: Wuppertal verliert 160.000 Euro — pro Jahr

Die Absprache ging auf den Dezernenten Udo Hackländer (CDU) zurück. Nun meldet die Leasinggesellschaft ASS 8000 Fahrzeuge in einer anderen Stadt an.

Noch schweigt Dezernent Panagiotis Paschalis zum Fall ASS.

Noch schweigt Dezernent Panagiotis Paschalis zum Fall ASS.

Foto: Stadt Wuppertal

Wuppertal. Der Legende nach stand der Zufall Pate für eines der vermutlich seltsamsten Geschäfte in der Geschichte der Stadt Wuppertal. Demnach hatte der 2013 gestorbene ehemalige Ordnungsdezernent und ehemalige Kreisvorsitzende der CDU, Udo Hackländer, einen der Geschäftsführer der Leasinggesellschaft ASS kennengelernt. Der Mann stammt aus Wuppertal und meldete seinerzeit 8000 Fahrzeuge an. Jedes Jahr. Die Idee war: ASS nimmt das Wuppertaler Straßenverkehrsamt in Anspruch, bezahlt dafür 8000 mal 30 Euro, also 240.000 Euro im Jahr an Gebühren.

Weil der ASS-Geschäftsführer aber so gar nicht wusste, warum er das tun sollte, und weil die Stadt auf Gebühren keine Rabatte geben darf, bekam jedes angemeldete Auto einen Aufkleber, der für Wuppertal warb. Dafür bezahlte die Stadt Wuppertal dem Unternehmer 80.000 Euro im Jahr. Unter dem Strich blieben also 160.000 bei der Stadt. Die Vereinbarung läuft seit 2004. Für die Stadt bedeutet das seither Mehreinnahmen von knapp zwei Millionen Euro, bei unveränderten Kosten. Denn mehr Personal soll dafür nicht angestellt worden sein im Straßenverkehrsamt.

Das Geschäft ist legal. Mietwagenunternehmen wie Sixt, Hertz und Europcar melden ihre Fahrzeuge auch zu Tausenden bei dem Straßenverkehrsamt an, wo ihr Unternehmen einen Sitz hat.

Doch für Wuppertal ist die Geschichte jetzt zu Ende. Irgendwer im Rathaus soll festgestellt haben, dass das Unternehmen ASS keinen Sitz mehr in der Stadt hat. Mithin ist es auch nicht erlaubt, Firmenfahrzeuge hier anzumelden. Wer wie auf diesen Umstand aufmerksam geworden ist, sagt der zuständige Dezernent Panagiotis Paschalis (SPD) nicht: „Schwebendes Verfahren.“

Umso mehr brodelt die Gerüchteküche. Von ausstehenden Zahlungen der Stadt an den Vertragspartner ist die Rede. 80.000 Euro soll ASS fordern. Umgekehrt soll die Stadt anzweifeln, dass die Fahrzeugflotte mit Wuppertal-Aufklebern ausgestattet gewesen ist. Vertragspartner des Unternehmens, das seinen Sitz in Bochum hat, ist die Wuppertaler Marketing GmbH. Ebenfalls gerüchteweise heißt es, dort sei bereits ein Gerichtsvollzieher vorstellig geworden. Ob das stimmt, weiß auf jeden Fall der Rechtsdezernent. Aber Paschalis schweigt ja.

ASS steht für Athletic Sport Sponsoring und verbindet das Leasen eines Fahrzeugs mit der Unterstützung eines Leistungssportlers. Das Unternehmen wurde vor 19 Jahren gegründet und arbeitet nach eigenen Angaben mit vielen Olympiastützpunkten und Landessportverbänden zusammen. „Wir haben immer super mit der Stadt zusammengearbeitet. Doch jetzt haben sich Änderungen ergeben“, sagte am Montag ein Unternehmenssprecher auf Anfrage der Westdeutschen Zeitung. Zu den Gründen werde ASS jedoch keine Erklärungen abgeben, hieß es weiter.

Nun prüft das Rechtsamt der Stadt den Fall. Im September soll ein Ergebnis vorliegen. Dann will auch Rechtsdezernent Paschalis zu den Hintergründen etwas sagen.

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