Gedenkfeier zur Pogromnacht: Damit sich die Barbarei niemals wiederholt

Heute gedachten 100 Menschen in Wuppertal an die Pogromnacht und die Opfer der Nazis. Sie warnten vor dem Vergessen.

Wuppertal. "Wenn die Erinnerung nicht bleibt, dann kann sich so etwas wiederholen." Leonid Goldberg, der Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde Wuppertals, erinnerte heute Vormittag an die grauenhaften Verbrechen in Nazi-Deutschland und zitierte Marc Edelmann, einen Überlebenden des Warschauer Ghettos. Die sogenannte Reichspogromnacht am 9. November 1938, sie jährt sich heute zum 71. Mal, war "die Nacht, in der der Holocaust begann", wie Goldberg sagte.

Etwa 100 Menschen hatten sich auf dem jüdischen Friedhof am Wuppertaler Weinberg eingefunden und gedachten der Opfer der Nazi-Barbarei. "Es begann hier, in unserem Land, in unserer Region, in unserer Stadt", erinnerte der Vorsitzende und forderte, den "schwärzesten Teil der deutschen Geschichte" nicht zu vergessen.

In Wuppertal wurden vor 71 Jahren die beiden großen Synagogen in Elberfeld und Barmen geschändet und in Brand gesetzt, mehr als 100 jüdische Männer wurden in dieser Nacht von der Gestapo verhaftet und in Konzentrationslager gesteckt. Zahlreiche jüdische Geschäfte wurden zerstört, die Eigentümer geschlagen und gedemütigt.

Leonid Goldberg schaute jedoch auch nach vorne und stellte fest, dass Deutschland nach dem Zerfall der Sowjetunion eine Zufluchtsstätte für Menschen jüdischen Glaubens geworden ist. Gerade vor diesem Hintergrund postulierte er: "Wir dürfen die Fremdenfeindlichkeit nicht in unserem Land dulden."

Für die Bergische Region waren die Oberbürgermeister Peter Jung (Wuppertal), Beate Wilding (Remscheid) und Norbert Feith (Solingen) erschienen. Beate Wilding erinnerte in ihrer Rede an die Schicksale von zwei jüdischen Ärzten aus Remscheid. Sie zitierte aus Vernehmungsprotokollen von 1946, gab den Tätern ein Gesicht. "Zivilcourage ist gefragt, wenn es darum geht, die Würde des Menschen zu beschützen", sagte sie. Schüler des Remscheider Röntgengymnasiums mahnten davor, dass sich diese Barbarei jemals wiederhole.

Rabbiner Aharon Ran Vernikowski betete "El mole Rachamim" vor, ein Gebet für die Opfer der NS-Diktatur. Ein bewegender Moment an einem kalten und trüben Novembertag.

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