Wuppertal „Fußball ist gefährlicher als Kickboxen“

Die Polizistin Angelique Mathea (22) ist eine von zwei Kämpferinnen, die für die Red Panthers in den Ring steigen. Sie will mit Vorbehalten gegen ihren Sport aufräumen.

Wuppertal: „Fußball ist gefährlicher als Kickboxen“
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. 90 Sekunden können lang sein. Für eine Kickboxerin im Ring, die bei jedem Fehler mit einem kräftigen Schlag vor den Kopf rechnen muss, kann die Zeit zwischen zwei Gongs wie eine Ewigkeit wirken. Kämpferin Angelique Mathea kennt das Gefühl — und bekommt nicht genug davon. Schon sieben Mal stand die grazile 22-Jährige für die Red Panthers im Ring. Als Verliererin hat sie ihn noch nie verlassen.

Kickboxen ist in Wuppertal längst nicht nur eine Männerdomäne. „Wir sind zehn Frauen im Verein, die meisten kämpfen aber nicht im Ring, sondern trainieren hier, um ihre Fitness zu verbessern“, sagt die junge Polizistin. Die drei mal 90 Minuten Konzentration, Schweiß und Adrenalin nehmen jedoch lediglich sie und eine 17-jährige Vereinskollegin auf sich.

Die Faszination für den Kampfsport reicht bei Mathea bis zum zwölften Lebensjahr zurück. „Doch meine Eltern hatten Vorbehalte“, erinnert sie sich. Die Angst, dass die Tochter irgendwann mit gebrochenen Knochen nach Hause kommen könnte, überwog, so dass sich die Wuppertalerin zunächst auf ihr heute zweitliebstes Hobby Fußball konzentrierte. Doch der Gedanke ans Kickboxen verließ sie nie ganz. „Ich habe mich immer gefragt, wie das ist, im Ring zu stehen. Das fand ich total cool“, erinnert sich Mathea. Schließlich nahm sie vor rund zwei Jahren ein Freund mit zum Training, seither ist die Sportlerin mit Leib und Seele dabei.

Schwer sei es ihr am Anfang gefallen, Schläge einzustecken, gerade ins Gesicht. „Wenn man das nicht gewohnt ist, kriegt man richtige Aggressionen und kann seine Emotionen nicht mehr kontrollieren“, erinnert sich die 22-Jährige an ihre ersten Erfahrungen im Kampf zurück. Doch auch an Schläge und Tritte gewöhne man sich mit der Zeit.

Mit dem Austeilen hatte die Kampfsportlerin keine Probleme. Obwohl sie versichert: „Als Kind habe ich mich nie geprügelt.“ Allerdings sei es erst jüngst zu einer Situation gekommen, in der sie sich im Ring zurückgehalten hat. Dabei habe sie ihre Gegnerin so gut mit dem Fuß erwischt, dass diese kurz weggetreten war. Obwohl der Ringrichter nicht dazwischen ging, habe die 22-Jährige nicht weiter ausgeteilt — und dafür später Ärger von ihrem Trainer bekommen. „Da hat mir noch der Killerinstinkt gefehlt.“

Ausgeknockt hat die Wuppertalerin noch niemanden. Doch fünf Siege und zwei unentschiedene Kämpfe sprechen eine deutliche Sprache. Einen ihrer schwersten Kämpfe hatte sie vor ihrer Premiere im Ring mit sich selbst auszufechten. Der erste öffentliche Auftritt ist für jeden Kampfsportler etwas Besonderes. Das ist der Zeitpunkt, an dem die meisten zum ersten Mal 100 Prozent geben. Mathea erinnert sich: „Ich war total aufgeregt.“ An den Tagen zuvor habe sie zwischen Freude und Selbstzweifel geschwankt — doch im entscheidenden Moment behielt sie die Nerven.

Blöd findet sie es, dass sie sich für ihren Sport oft rechtfertigen muss „Wir sind keine Schlägertruppe, sondern engagierte Sportler“, stellt sie klar. Es sollten sich mehr Leute trauen, einfach mal mitzumachen. „Manche denken, hier wird man beim Training verkloppt. Dabei stimmt nicht.“ Auch sei der Sport gar nicht so blutig. Am vergangenen Samstag gab es bei den Panthers 16 Kämpfe. „Da habe ich eine einzige blutige Nase gesehen — und keinen Krankenwagen.“ Da habe sie im Fußball, den sie für gefährlicher hält, ganz andere Erfahrungen gemacht. Als Stürmerin zog sie sich bereits einen Knöchelbruch und drei Bänderrisse zu. Beim Kickboxen? Kaum einen Kratzer.

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