Wuppertal Für die Seilbahn in Wuppertal steht die Ampel auf Gelb

Der Rat der Stadt Wuppertal hat für den Bau gestimmt. Unter Vorbehalt - denn bauliche und finanzielle Fragen sind noch offen.

Wuppertal: Für die Seilbahn in Wuppertal steht die Ampel auf Gelb
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Wuppertal. Die Stadt Wuppertal will noch mal hoch hinaus: Denn mit dem Grundsatzbeschluss zum Bau der Seilbahn hat der Wuppertaler Stadtrat eine Entscheidung mit historischer Tragweite gefällt. Die soll bei einer Streckenlänge von 2800 Metern über bewohntes Gebiet vom Hauptbahnhof zur Mittelstation an der Bergischen Universität zu einer Bergstation im Stadtteil Küllenhahn führen. Allerdings dürfen die Wuppertaler Stadtwerke als Bauherr erst dann in ein kostenträchtiges Planfeststellungsverfahren einsteigen, wenn Grundstücksverhandlungen mit der Bahn zum Bau der Talstation am Hauptbahnhof erfolgreich verlaufen sind und die Kosten bis dahin nicht aus dem Ruder laufen. Die Seilbahn-Ampel steht auf Gelb.

Frühestens 2024 könnte Wuppertal mit der Seilbahn und der Schwebebahn gleich zwei besondere Verkehrsmittel anbieten. Der Clou: Wie beim Einstieg in Busse und Straßenbahnen sollen die Fahrscheine des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr (VRR) für die Seilbahn Gültigkeit haben. Die Fahrtzeit der bis zu 44 Kabinen würde vom Hauptbahnhof zur Uni drei Minuten betragen (nach jetzigem Stand mit dem Uni-Express etwa zehn Minuten). Die Fahrt mit der Seilbahn über die gesamte Strecke dauerte neun Minuten (mit Bus derzeit etwa 20 Minuten). Mit 17 000 Fahrgästen pro Tag wird kalkuliert. Seit zwei Jahren wird in Wuppertal intensiv über das Seilbahnprojekt, seine Folgen für die Fahrgäste und Anwohner sowie über seine Finanzierbarkeit diskutiert.

Dass die Meinungsbildung noch nicht abgeschlossen ist, verdeutlicht der nun gefasste Ratsbeschluss, der um einen Änderungsantrag der Mehrheitsparteien SPD und CDU ergänzt wurde. Darin baut die Große Kooperation im Rat Hürden auf, die das Projekt überwinden muss. Neben der Klärung der Grundstücksfrage am Hauptbahnhof stellt der Rat weitere Bedingungen. So werden für die Gestaltung der Tal- und Bergstation Architektenwettbewerbe gefordert. Mit Billigkonstruktionen, die nicht zum umgestalteten Verkehrsknotenpunkt Döppersberg passen, wollen sich die Ratsmitglieder nicht zufrieden geben.

Der finanzielle Spielraum der Wuppertaler Stadtwerke ist allerdings gering. Die WSW rechnen mit Baukosten von 82,7 Millionen Euro und Betriebskosten von 1,6 Millionen Euro pro Jahr. „Ab einer Investition von 90 Millionen Euro rechnet sich die Seilbahn nicht mehr“, räumt Ulrich Jaeger, Geschäftsführer der WSW mobil, ein. WSW und Stadt rechnen mit einer Förderung von 80 Prozent der Kosten durch das Land NRW. Das Projekt ist finanziell gedeckelt, Mehrkosten dürften nur entsprechend der Steigerung des Baukostenindex entstehen.

Mitglieder des Vereins „Seilbahnfreies Wuppertal“, in dem sich Anwohner der zu überfliegenden Wohngebiete und weitere Kritiker des Projektes zusammengeschlossen haben, zweifeln die Kalkulation der Wuppertaler Stadtwerke an. Sie gehen davon aus, dass das zur Verfügung stehende Budget nicht ausreicht, um die Seilbahn und die erforderliche Infrastruktur für die drei geplanten Stationen zu bauen. Zudem seien die Betriebs- und Personalkosten zu gering angesetzt worden.

Der Bau der Seilbahn würde eine Einschränkung des Busverkehrs auf den betreffenden Strecken zur Folge haben. Fünf Millionen Diesel-Buskilometer wollen die WSW einsparen. Während die Stadtwerke darin einen großen Fortschritt aus ökologischer und volkswirtschaftlicher Sicht sehen, beklagen die Seilbahngegner den Wegfall von Busverbindungen und erwarten Einbußen bei den Taktzeiten der Busse.

Das Pro und Contra Seilbahn spaltet die Parteien. Während sich der Rat für die Fortführung der Pläne aussprach, stimmte die Bezirksvertretung Wuppertal-Cronenberg dagegen. Die FDP-Ratsfraktion gab die Abstimmung für ihre Mitglieder frei. Mit dem Ergebnis, dass zwei Mitglieder der Fraktion dafür und zwei dagegen stimmten.

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