Friedens- und Menschenrechtsarbeit: „Drüber reden — das ist sehr deutsch“

Teilnehmer aus Afrika, Asien und Deutschland trafen sich zu einem Sommerkurs der VEM zu Friedensarbeit und Menschenrechten.

Friedens- und Menschenrechtsarbeit: „Drüber reden — das ist sehr deutsch“
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Politische Flüchtlinge in Neuguinea, religiöser Extremismus in Indonesien, gewalttätige Auseinandersetzungen bei Wahlen in Kenia, Viehraub und Mädchenbeschneidung in Ostafrika, aber auch Flüchtlinge in Deutschland — zahlreiche Konflikte weltweit waren Themen einer internationalen „Summer-School“ zu Friedens- und Menschenrechtsarbeit, zu dem die Vereinte Evangelische Mission (VEM) ins Tagungszentrum auf der Hardt eingeladen hatte. Die 24 Teilnehmer aus Afrika, Asien und Deutschland beschäftigten sich mit Konfliktlösungsmethoden und Strategien zur Durchsetzung von Menschenrechten. Am Ende konnten sie in Gruppen jeweils ein konkretes Projekt für ihre Region planen.

Zwei Wochen verbrachten die Mitglieder von Gemeinden und religiösen Organisationen, darunter auch Geistliche, auf dem Tagungsgelände. Referentin Beate Ruggenbock stellte ihnen die Konfliktlösungsmethode Mediation vor, gemeinsam trainierten sie einzelne Schritte in Rollenspielen und diskutierten die Anwendung in unterschiedlichen Kulturen. Dabei hatten sie so manches Aha-Erlebnis.

Schon der Ansatz ist kulturell geprägt: „,Drüber reden’ — das ist sehr deutsch“, sagt Frauke Bürgers, eine der drei Leiter der Summer School. „Wir haben besprochen, was in anderen Kulturen passend ist — was ein vorsichtigerer Umgang sein könnte.“ Ipyana Mwamugobole, ebenfalls einer der Summer School-Leiter, erklärt, dass in Afrika bei Streit gern ein Vermittler hinzugezogen wird. Aber auch da gebe es Unterschiede, haben sie festgestellt, sagt er: „In Tansania und Kenia ist es eher ein älterer Mann, in Ghana eher eine ältere Frau.“ Beate Ruggenbock findet diesen Austausch faszinierend: „Wir müssen die Instrumente jeweils für die Anwendung in anderen Kulturen übersetzen. Das öffnet auch für uns wieder neue Gedanken.“

Experten erklärten zudem, wie die Uno bei Menschenrechtsverletzungen vorgehen kann. Vertreter zivilgesellschaftlicher Gruppen berichteten, wie sie für die Durchsetzung von Menschenrechten gekämpft haben. Auch hier wurde diskutiert, wie sich die Ansätze in den Ländern der Teilnehmer umsetzen lassen.

„Ich habe sehr viel gelernt“, lobte zum Abschluss Reverend Roger Joseph aus Papua-Neuguinea. Er setzt sich bei seiner Regierung dafür ein, sich um Flüchtlinge von der Nachbarhalbinsel Westpapua zu kümmern. Ihm sei bewusst geworden, wie wichtig es sei, keine zusätzlichen Konflikte zu erzeugen. Und er konnte sich mit einer Seminarteilnehmerin, einer Pastorin aus Westpapua, austauschen.

Catherine Amenya, Koordinatorin eines Friedensbildungsprogramms in Kenia, ist ebenfalls begeistert von den Erfahrungen in Wuppertal: „Das war eine sehr gute Gelegenheit zum Netzwerken.“ Sie hat mit Teilnehmern aus anderen ostafrikanischen Ländern die Rolle von Geistlichen in der politischen Kommunikation beleuchtet.

„Unsere These ist, dass sie Einfluss haben, wenn sie neutral sind.“ Dann seien sie auch glaubhaft. Wenn Geistliche also positiven Einfluss auf die vielfältigen Konflikte in Ostafrika ausüben wollten, müssten sie sich um diese Neutralität bemühen. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe haben bereits beschlossen, weiter zusammenzuarbeiten.

Für Frank Wichmann, Kreissynodaler aus Moers, war „der Wechsel der Perspektiven“ die wichtigste Erfahrung. Zu hören, mit welchen Konflikten die Teilnehmer in ihrer Heimat zu kämpfen haben, „das hat eigene Probleme relativiert“.

Er hat sich mit anderen Deutschen einerseits damit beschäftigt, wie sie mit Flüchtlingen umgehen können und wie man dabei differenziert alle Belange, auch die Sorgen der Einheimischen, wahrnimmt. Andererseits möchte er versuchen, die bei der Summer School geknüpften Kontakte zu erhalten — er denkt an einen internationalen Zusammenschluss von Mediatoren und Friedensförderern.

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