Firmen buhlen mit Eltern-Kind-Büro und Betriebskita um Mitarbeiter

Das Gehalt allein reicht nicht mehr als Anreiz für den Job. Mitarbeiter legen auch Wert auf Familienfreundlichkeit.

Firmen buhlen mit Eltern-Kind-Büro und Betriebskita um Mitarbeiter
Foto: Uwe Schinkel/Knipex/dpa

Der Begriff Fachkräftemangel ist für viele nur ein Schlagwort. Einige Unternehmen haben aber bereits Mühe, qualifiziertes Personal zu finden. Arbeitgeber müssen Anreize schaffen, um Mitarbeiter zu gewinnen. Denn für viele Arbeitnehmer ist wichtig, Familie und Beruf vereinbaren zu können oder dass die Work-Life-Balance stimmt. Die Betriebe setzen deshalb vor allem auf Familienfreundlichkeit. Drei Beispiele aus Wuppertal:

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Die Barmenia Versicherungen bietet ihren Angestellten seit vielen Jahren die flexible Vertrauensarbeitszeit. Das heißt, die Mitarbeiter können nach Abstimmung in ihrem Team die Arbeitszeit zwischen 7 und 19 Uhr flexibel gestalten.

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Neben einer Betriebskita für Kinder unter drei Jahren bietet das Unternehmen Telearbeit und mobiles Arbeiten an. Für Notfälle steht ein Eltern-Kind-Büro mit zwei Arbeitsplätzen und kindgerechter Ausstattung bereit. „Das können Mitarbeiter nutzen, wenn Kita oder Schule geschlossen haben“, erklärt Ulrike Rüß, Referentin Beruf und Familie bei der Barmenia.

Neben der Ferienbetreuung in den Sommer-, Herbst- und Osterferien bietet die Barmenia in diesem Jahr zum ersten Mal ein Fußballcamp bei Bayer 04 an.

Der Zangenhersteller Knipex betreibt seit fünf Jahren eine Betriebskita. „Rein wirtschaftlich lässt sich das nicht rechnen. Es ist eine relativ teure Angelegenheit - die sich aber lohnt“, sagt Kai Wiedemann, Leiter Personalwesen. Das Durchschnittsalter der 1000 Beschäftigten beträgt bei Knipex 43 Jahre. Mit der Betriebskita will der Inhaber einen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Das habe den wunderbaren Nebeneffekt, dass Frauen nach einem Jahr in Elternzeit wiederkommen.

Für die Betriebskita zahlen die Eltern zahlen Beiträge, die zehn Prozent unter den städtischen Beiträgen liegen. Den Rest übernimmt Knipex. Auch bei den Arbeitszeitmodellen kommt der Zangenhersteller seinen Mitarbeitern entgegen. „Wir versuchen, alles möglich zu machen“, sagt Wiedemann. Nur in der Produktion sei das schwieriger wegen des Schichtdiensts. Die Erfahrung zeige, dass die Angebote von Knipex einen positiven Effekt bei den Bewerbern hinterlasse.

Beide Unternehmen lassen die Kita von dem Wuppertaler Start-Up Kita Concept betreiben. Vier BWL-Studenten haben 2006 das Unternehmen gegründet. Inzwischen versuchen sie nicht nur familienfreundliche Konzepte für andere umzusetzen, sondern achten selbst darauf, Mitarbeiter mit besonderen Angeboten zu gewinnen. „Wir haben viele junge Mitarbeiter, die auch Familie haben“, sagt Fritz Reinartz, einer von vier Geschäftsführern.

In der Zentrale gebe es natürlich andere Möglichkeiten als in den Kitas. Aber auch in den Kitas könne der Dienstplan nach den Bedürfnissen der Mitarbeiter angepasst werden. Je größer die Einrichtung sei, desto eher gehe das. In der Zentrale in Wuppertal gibt es ein Gleitzeitsystem auf Wochenbasis. „Wir bieten unseren Arbeitnehmern ein ganzes Paket“, sagt Reinartz.

Zu dem Paket gehören unter anderem unbefristete Verträge, Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio, Zuschüsse zur Altersvorsorge sowie die Möglichkeit neben der Arbeit zu studieren. „Den Fachkräftemangel merkt jeder, dem müsse man sich aber bewusst stellen und attraktive Angebote machen“, findet Reinartz.

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