Finanznot: Universität steht das Wasser bis zum Hals

Der Wegfall der Studiengebühren hat ein Loch in die Kassen gerissen. Die Uni hofft nun auf mehr Geld vom Land NRW.

Wuppertal. Erfolgsmeldungen aus der Bergischen Universität Wuppertal standen zuletzt fast auf der Tagesordnung. Doch das Sommersemester startete unter keinen optimalen Vorzeichen: Wie an den meisten anderen Hochschulen des Landes ist die Finanzlage der Bergischen Universität extrem angespannt.

Es handelte sich zwar um einen Einzelfall, aber das Seminar zur Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters startete mit einer Woche Verspätung. Ein Warnschuss? „Grundsätzlich wollen wir verhindern, dass Pflichtveranstaltungen ausfallen und dass Kapazitäten abgebaut werden“, sagt Uni-Rektor Professor Lambert T. Koch, der nach eigener Aussage in konkreten Verhandlungen mit dem Land steht.

Einen Kommentar zum Stand der Gespräche, bei denen es um einen finanziellen Nachschlag für Wuppertal gehen dürfte, ließ sich Koch am Donnerstag nicht entlocken. Zumal zurzeit auch Rektoren anderer Universitäten in Düsseldorf vorsprechen dürften. Wie auch die Bergische Universität weisen fast alle Hochschulen im Land ein strukturelles Defizit auf, wobei sich das Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben zum Beispiel durch die steigenden Löhne und Gehälter in Folge der jüngsten Tarifrunde sowie die steigenden Energiekosten weiter verschieben dürfte.

Das größte Loch in die Kassen hat aber bereits der Wegfall der Studiengebühren gerissen. Die bisherigen Einnahmen werden nur zum Teil durch zusätzliche Landesmittel kompensiert. In Wuppertal fehlen seit 2010 etwa zwei Millionen Euro, also 20 Prozent. Eine Wiedereinführung der Studiengebühren nach den Wahlen am 13. Mai haben aber weder die SPD noch die CDU zum Wahlkampfthema gemacht.

Seit 2007 ist die Zahl der Studierenden in Wuppertal um mehr als 20 Prozent auf aktuell 16.500 gestiegen. Und der nächste große Ansturm durch den Zusammenfluss der beiden Abiturjahrgänge G8 und G9 steht erst noch bevor. Auch dieses Wachstum, dessen Ende noch nicht abzusehen ist, wird für steigende Kosten im laufenden Betrieb sorgen.

Steigende Kosten kommen aber auch wegen des großen Sanierungsbedarfs auf dem Campus Grifflenberg und am Haspel auf die Universität zu. Zwar ist der Bauherr bei Neubauten das Land, aber als Mieter muss die Universität zum Teil erhebliche Eigenmittel beisteuern und dann vergleichsweise hohe Mietpreise zahlen.

An den Betonbauten der 70er Jahre am Grifflenberg nagt der Zahn der Zeit. Hier kommen auf das Land NRW bis 2024 enorme Investitionen zu, die wohl sogar die Kosten für den Bau des Döppersberg übersteigen werden. Und die Sanierung der Uni-Halle ist dabei noch nicht einmal eingerechnet.

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