Experte: Die Stadtwerke müssen umdenken

Oliver Wagner vom Wuppertal Institut warb für die Energiewende: Sie helfe der Region.

Wuppertal. Aus ökonomischer Sicht macht der rote Pfeil den Unterschied: „Konventionell fließt Geld aus der Region raus, damit Energie reinkommt“, erklärte Oliver Wagner am Montagabend im Barmer Rathaus. Der Projektleiter der Forschungsgruppe Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik am Wuppertal Institut sprach dort auf Einladung der Sozialdemokratischen Gesellschaft für Kommunalpolitik (SGK) über die Rolle der Stadtwerke bei der Energiewende.

Er betonte: Erzeuge man Energie dezentral in der Region, änderten sich die Richtungen der Pfeile: „Es entsteht ein Finanzkreislauf“. Und damit lohne sich die Energiewende auch für Stadtwerke — so auch in Wuppertal.

Diesen Tenor seines Vortrages belegte Wagner mit Zahlen und Fakten: Investiere man allein ein Prozent des Bruttoinlandsproduktes in den Klimawandel, könnten zukünftigen Generationen etwa immense Folgekosten erspart werden. Positiv betrachtet: Erneuerbare Energien seien ein „Jobmotor“: 2010 habe es 370 000 Arbeitsplätze in der Branche gegeben — im Steinkohlesektor nur 39 000. Schließlich steige die Nachfrage nach grünem Strom stetig, während durch die Förderung erneuerbarer Energien mit dem konventionellen Geschäft immer geringere Margen zu erzielen seien.

Wilfried Michaelis, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der WSW, räumte dann auch ein: „Mit dem Strom, den wir produzieren, kann man momentan kein Geld verdienen.“ Die Stadtwerke seien also gut beraten, umzustellen, so Wagner. Doch wie genau die Stadtwerke die Energiewende gestalten sollen, verriet der Experte nicht. „Die WSW müssen Energiedienstleistungen entwickeln“, schlug er vor — vielen Zuhörern war das zu vage.

Auch die Prognose, dass es bald Pre-Paid-Stromzähler geben werde, um Kunden für ihren Stromkonsum zu sensibilisieren, stieß bei den Sozialdemokraten eher auf ein geteiltes Echo: „Mir fehlt da die soziale Komponente“, kritisierte Ulf Klebert mit Blick auf die EEG-Umlage, die grünen Strom auf Kosten der Verbraucher fördert. Davon würden zum größten Teil Investoren in Nord- und Süddeutschland profitieren. Wagner hielt dagegen: „Die größte industrielle Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg kostet den Verbraucher gerade mal 50 Cent pro Tag.“

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