Er führt das Historische Zentrum ins Engelsjahr

Lars Bluma tritt die Nachfolge von Eberhard Illner an und übernimmt zum 1. Mai die Leitung des Historischen Zentrums.

Er führt das Historische Zentrum ins Engelsjahr
Foto: Andreas Fischer

Im Moment ist er beruflich noch viel „unter Tage“ unterwegs, doch das soll anders werden. Lars Bluma verlässt seine Wirkungsstätte im Deutschen Bergbau-Museum in Bochum und tritt die Nachfolge von Eberhard Illner als Chef des Historischen Zentrums Wuppertal an, das bekanntlich auf der Erde operiert. Kulturdezernent Matthias Nocke stellte den 48-jährigen Technik-, Wissenschafts- und Bergbauhistoriker gestern im Elberfelder Rathaus vor: „Wir sind froh, dass wir ihn gewinnen konnten und denken, dass er sich auch mit unserer Industriegeschichte adäquat auseinandersetzen wird.“

Bislang ist der Weg von Lars Bluma eng mit dem Ruhrgebiet verbunden. An der Bochumer Universität studierte er Deutsch, Geschichte, Chemie, Germanistik, Philosophie, promovierte 2004 und forschte vor allem über die sozial- und medizingeschichtliche Seite des Bergbaus. Seit 2012 leitet er den Forschungsbereich Bergbaugeschichte am Deutschen Bergbau-Museum, seit 2015 ist er zudem stellvertretender Leiter der Forschung.

Heißt: Der Mann interessiert sich für das Thema „Arbeit in Zeiten der Industrialisierung“, muss in Wuppertal im Grunde „nur“ zeitlich etwas früher ansetzen. Außerdem bringt er Erfahrungen mit Ausstellungen, Mitarbeiterführung und Strategiediskussionen mit. Und weil es „an der Zeit ist, mal etwas anderes zu tun, das Bergische Land reizvoll ist, und ich in Wuppertal Chef eines Hauses mit vielfältigen Aufgaben werde“, bewarb sich Bluma um die Nachfolge Illners, erhielt Anfang Januar den Zuschlag. Am 6. Februar will er den Arbeitsvertrag unterschreiben, erste Kontakte zu Mitarbeitern des Historischen Zentrums und den Akteuren des Engelsjahrs knüpfen. Erster Arbeitstag ist der 1. Mai, die Vorfreude darauf schon „riesengroß“. In Wuppertal erwarten den Historiker außer dem Historischen Zentrum auch das Stadtarchiv, das Kaltenbachtal mit dem Manuelskotten, die Mitwirkung an der Sanierung von Schloss Burg sowie das Thema Digitalisierung — Aufgabenbereiche, die Nocke gestern aufzählte. Bluma will systematisch vorgehen, zunächst „den Ist-Stand erfassen und analysieren“.

Friedrich Engels sieht Bluma vor allem mit dem Blick des Historikers, der berühmte Barmer Sohn ist ihm im Studium begegnet, weil er sich wegweisend mit der Lage der arbeitenden Klasse in England auseinandergesetzt habe „Dabei finde ich es natürlich schon sehr spannend, dass ein Unternehmer Mitautor des kommunistischen Manifests geworden ist“, sagt Bluma und hat direkt einen möglichen Ansatz für das Engelsjahr gefunden.

Mit dem wird er wohl als erstes zu tun bekommen. Im Moment wird der Pavillon fertiggestellt. Die Umbauarbeiten an den Gebäuden (Museum, Engelshaus und neues Besucherzentrum „Ankerpunkt China NRW“), die dazu führen sollen, dass diese miteinander verbunden ein funktionales Ganzes ergeben, stehen unter Zeitdruck. Schließlich soll bis zum 200. Geburtstag des Revolutionärs am 28. November 2020 alles fertig sein. Für Besucher aus Wuppertal, der Region, Deutschland, der Welt — und besonders aus China. Hier bringt Lars Bluma ein besonderes Verständnis mit: Seine Frau hat chinesische Wurzeln, ihre Familie kam während der Kulturrevolution nach Deutschland. Er freut sich, dass man durch das Engelshaus internationale Besucherströme für Wuppertal erschließen kann.

Bleibt noch die Frage, ob „der Neue“ vom Wohnort Essen in „die großartige Stadt“ Wuppertal umziehen wird. Während sich Bluma da noch nicht festlegt, meint Nocke zuversichtlich: „Vor der Hacke ist es bekanntlich dunkel, schauen wir mal, wie weit wir mit einer Lampe kommen.“

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