Ende 2017 standen 10 880 Wohnungen leer

Der Leerstand bei den Ein- und Zweifamilienhäusern tritt verstärkt auf der Talsohle auf.

Symbolbild

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Woran erkennt man, dass eine Wohnung über Monate und Jahre leer steht? Seit dem Jahr 2012 wendet die Stadt bei der Ermittlung von Wohnungsleerständen einen Trick an, indem sie die Stromzählerdaten der Stadtwerke (WSW) jährlich für die Ermittlung des Wohnungsleerstandes auswertet. Kein Stromverbrauch oder minimale Mengen sind ein Indiz dafür, dass in dieser Wohnung kein Mensch lebt.

Die Stromzählermethode stellte sich als valides Verfahren heraus. Mit überschaubarem Erfassungsaufwand lassen sich zudem Informationen über die Verteilung der Wohnungsleerstände im Stadtgebiet darstellen.

Als Indikator für eine leerstehende Wohnung wird ein jährlicher Stromverbrauch von unter 200 Kilowattstunden pro Jahr festgelegt. Ausgehend von 195 199 Wohnungen zum Stichtag 31. Dezember 2017 ergibt dies, so das Amt für Statistik und Wahlen, eine Anzahl von 10 880 leerstehenden Wohnungen. Gegenüber dem Untersuchungsjahr 2012/13 (2012) sank die gesamtstädtische Leerstandsquote von 6,8 Prozent auf 5,6 Prozent. In diesem Zeitraum gewann die Stadt Wuppertal aber auch 12 420 Einwohner sowie 6277 Privathaushalte hinzu. Das entspricht einem Zuwachs von 3,6 Prozent. Am 31. Dezember 2017 hatte Wuppertal 360 434 Einwohner. Allerdings ging die Zahl im ersten Quartal 2018 um 578 Personen zurück.

Wie bei vielen strukturellen Problemen ist die Talsohle auch bei den Leerständen besonders betroffen. Ein Band mit den relativ höchsten Leerständen bei Ein- und Zweifamilienhäusern (siehe Grafik) mit einem Anteil von 5,7 bis 8,6 Prozent zieht sich im Westen von Vohwinkel-Mitte, Tesche, Sonnborn, Friedrichsberg bis in die Quartiere Elberfeld-Mitte, Ostersbaum und Nordstadt. In Barmen sind die Quartiere Friedrich-Engels-Allee, Loh, Schwarzbach, Wichlinghausen-Süd, Heckinghausen, Langerfeld-Mitte und Fleute besonders stark betroffen. Überdurchschnittlich viel ungenutzter Wohnraum findet sich aber auch in den am Stadtrand gelegenen Quartieren Cronenfeld und Rehsiepen. Bei den Mehrfamilienhäusern stechen die Quartiere Lüntenbeck, Rehsiepen, Herbringhausen, Langerfeld-Mitte und Rauental hervor.

Oliver Pfumfel, Leiter des Amtes Statistik und Wahlen, und seine Mitarbeiter haben außerdem herausgefunden, dass vor allem Altbauten mit einem Baujahr bis 1919 keine Mieter finden. Die Gründe sind im großen Sanierungsbedarf zu sehen. Potenzielle Mieter werden abgeschreckt durch den mangelnden Komfort, aber in vielen Fällen auch durch eine nicht behindertengerechte und nicht altersgerechte Ausstattung.

In den Baualtersklassen der Jahre 1920 und 1959 liegt der Leerstand bei rund sechs Prozent. Ab dem Baujahr 1960 sinkt der Anteil der leerstehenden Wohnungen bis auf 1,5 Prozent für die Baualtersklasse ab 2000 ab.

Die wachsende Einwohnerzahl hat für eine größere Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt gesorgt. Gegenüber dem Vorjahr sanken die Leerstandsquoten der Altbauten (bis zum Baujahr 1949) sowie der Gebäude aus den 1970er-Jahren überproportional um jeweils 0,4 Prozent. Weitere positive Effekte verspricht sich die Stadt von der Fortschreibung des Mietpreisspiegels, die jetzt wieder turnusmäßig erfolgen soll. Steigende Mieten — so die Hoffnung — seien die beste Motivation für Immobilienbesitzer, in den Bestand zu investieren. Auch das ist bekannt: Ein nicht unerheblicher Teil der leerstehenden Wohnungen ist im aktuellen Zustand gar nicht vermietbar.

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