Uellendahl Einzug in die Kirche mit Hindernissen

Wohnen und arbeiten in einer Kirche — diesen Traum haben Malte und Rosanna Reiter. Ein Rechtsstreit trübt aber die Freude.

Uellendahl: Einzug in die Kirche mit Hindernissen
Foto: Stefan Fries

Uellendahl. Geht man die Straße Am Deckershäuschen entlang und kommt unterhalb der ehemaligen Matthäuskirche vorbei, ist da alles immer noch eine große Baustelle. Abgesperrt mit großen Gittern, Schutt- und Erdhaufen, zwei unfertige Häuser. Das vordere, zur Straße hin, hat immerhin schon Fenster. „Da soll im Juni eine Familie mit Baby einziehen“, sagt Malte Reiter. Er ist der neue Besitzer der Kirche. Geschäftiges Treiben von Arbeitern sieht man nur dort. Um das Haus zur Straße und das Haus weiter zurück, das offen als Rohbau dasteht, ist es still.

„Innen ist jetzt alles fast fertig“, sagt Reiter. „Außen gibt es noch viel zu tun.“ Er zeigt auf einen fast fertig gepflasterten Weg, der zur Kirche führt. „Vor Kurzem war das noch eine Matschstrecke. Man freut sich da über jede Kleinigkeit.“ Auf der einen Seite der Kirche ist die Fassade schon fertig. An den anderen Seiten gibt es noch gut Nachholbedarf. „Und die Berge da“, Reiter zeigt auf die großen Hügel, die ganz nah an die Kirche heranreichen, „hätte der Architekt schon lange abtragen lassen müssen. Aber es passiert nichts.“

Bis Dezember war die Firma Wohnform und mit ihr Architekt Michael Bruins für das gesamte Projekt, zu dem die Kirche gehört, zuständig. Bruins ist nach wie vor guter Dinge. „Zwei der Gebäude werden voraussichtlich im Juni oder Juli fertig, im Mai beginnen wir mit dem Umbau des ehemaligen Gemeindehauses“, sagt er. Das Pfarrhaus sei bezogen, das Projekt für ihn nach wie vor eine tolle Sache. Den Vertrag mit Malte Reiter und damit den Auftrag für die Kirche habe seine Firma aber gekündigt. „Er hat zwei Rechnungen nicht bezahlt, wir haben das Gespräch gesucht — das hat nicht geklappt“, sagt Bruins.

Malte Reiter sieht das anders. „Das ist nicht wahr. Wir haben alles bezahlt — ich habe auch Belege dafür“, sagt er. Inzwischen haben die Reiters einen Anwalt hinzu gezogen. Er sagt, bei der Zusammenarbeit mit der Firma Wohnform sei vieles schief gegangen: „Viele der Handwerker sind nicht bezahlt worden.“

Reiter konnte immerhin schon einziehen. Am Samstag wird er sein Fotostudio eröffnen. „Das liegt ein Jahr hinter dem Plan zurück“, sagt er. Inzwischen arbeite er mit einer neuen Architektin zusammen. Malte Reiter und seine Frau wollen wohnen und arbeiten in der ehemaligen Kirche vereinen. Sie wohnen im Obergeschoss, unten betreibt sie ein Studio für Fußpflege und Kosmetik. Er ist mit seinem Fotostudio von der Farbmühle herübergezogen. Baustelle hin, Baustelle her, zumindest auf seinem Grund wolle er seine Kunden schon mit freundlichem Grün empfangen. Sein Schwerpunkt ist Hochzeitsfotografie. Eine ehemalige Kirche ist da schon ein durchaus angemessenes Domizil. Und trotz der vielen Kleinigkeiten, die bis zur Eröffnung noch passieren mussten, und trotz der größeren Dinge, die auch danach noch erledigt werden müssen — Malte Reiter ist sichtlich froh über sein neues Zuhause. Und den Kirchturm als Kellerersatz fertig zu machen, das hat Zeit. Besucher können jetzt schon sehen, dass hier etwas Interessantes passiert. Wo doch so viele Kirchen eine neue Nutzung bekommen.

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