Eine Freundschaft wird 30 Jahre alt

Sie sollte Gräben überwinden — bis heute verbindet Wuppertal und Schwerin eine lebhafte Partnerschaft.

Eine Freundschaft wird 30 Jahre alt
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Diese deutsch-deutsche Freundschaft ist älter als die Wiedervereinigung. Und bisher hat sie allen Stürmen getrotzt. Wenn Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) heute um 11 Uhr zum Tag der Deutschen Einheit spricht, dann spricht er dabei auch über drei Jahrzehnte Partnerschaft von Wuppertal und Schwerin. 1987, als vielleicht Geheimdienste und Diplomaten erahnten, dass die DDR nicht mehr lange wird überleben können, schlossen die Bergische Metropole und die heutige Hauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern ihren Vertrag.

Austausch war das Thema, durch besseres Kennenlernen Unterschiede und Gräben überwinden. Damals funktionierte das leidlich, weil die Machthaber in der Deutschen Demokratischen Republik schon handverlasen, wer für einen kurzen Zeitraum durch den Eisernen Vorhang schlüpfen durfte.

„Nach dem Fall der Mauer ist das natürlich anders geworden“, sagt Stephan Nolte. Er ist Stadtpräsident von Schwerin, eine Art ehrenamtlicher Bürgermeister. Zu seinen Aufgaben gehört es, die Städtepartnerschaften zu pflegen. Im Falle Wuppertals kommt ihm das besonders entgegen. Denn er ist Wuppertaler. „1991 bin ich nach Schwerin gezogen“, sagt er. Das war die Zeit, in denen Weststädte Kommunen in den neuen Ländern bei der Verwaltungsreform halfen.

Das ist heute nicht mehr nötig. Doch der Austausch geht weiter. „Wuppertaler Auszubildende verbringen immer auch ein paar Tage in Schwerin“, sagt Oberbürgermeister Mucke. Er habe es in seiner nun fast zweijährigen Amtszeit noch nicht in die Stadt am Schweriner See geschafft. „Aber das wird jetzt zügig nachgeholt“, kündigt er an.

Für Mucke sind Städtepartnerschaften mehr als Pflichtprogramm. Vor allem die mit Schwerin ist seiner Meinung nach geeignet zu helfen, 27 Jahre nach der Wende die innere Einheit Deutschlands zu befördern. Wie unterschiedlich West und Ost immer noch ticken, hatte nicht zuletzt die Bundestagswahl in der vergangenen Woche gezeigt. In den neuen Ländern kam die AfD insgesamt auf mehr als 21 Prozent, in Sachsen ist die rechtskonservative Partei sogar stärkste Kraft geworden. „Städtepartnerschaften müssen belebt werden. Ich finde das wichtig“, sagt Mucke.

So sieht es Stephan Nolte auch. Er freut sich jedes Mal, wenn Gruppen von Kollegschulen oder auch Lehrlinge der Stadtverwaltung nach Mecklenburg-Vorpommern kommen. „Vor ein paar Tagen war auch der Wuppertaler Zooverein hier. Und auch die Bergische Musikschule ist häufiger zu Gast.“

Über die nun 30 Jahre währende Freundschaft hinaus haben Wuppertal und Schwerin auch andere Gemeinsamkeiten. Zwar ist die Bergische Metropole dreieinhalbmal größer als die Hauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns. Aber die Sorgen und Nöte sind ähnlich. Den Strukturwandel, der Wuppertal seit den 1960-Jahren begleitet, haben die Schweriner seit der Wende erlebt. Zigtausende Industriearbeitsplätze gingen verloren. Hochverschuldet sind beide Kommunen. Doch inzwischen sind beide Städte wieder auf dem aufsteigenden Ast. „Bei uns die Arbeitslosigkeit sogar ein bisschen niedriger“, sagt Nolte. Und noch etwas hat die Stadt im Osten der Freundin im Westen voraus. Schwerin war bereits Gastgeber der Bundesgartenschau (Buga). Das war im Jahr 2009. „Wir haben damals drei Millionen Euro Gewinn gemacht.“ Er fände es daher gut, wenn nach seiner neuen Heimatstadt auch seine Geburtsstadt die Buga ausrichtete.

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