Eine Extrarunde für die Seilbahn

Der Stadtrat wird sich wider Erwarten nicht schon im Februar mit der Frage beschäftigen, ob das Projekt weiterverfolgt werden soll. Gutachter rechnen mit Kosten von gut 100 Millionen Euro.

Eine Extrarunde für die Seilbahn
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Die Seilbahn zwischen Döppersberg und Küllenhahn muss eine Extraschleife drehen, ehe der Stadtrat sich wieder mit ihr befasst. Zwischen Gutachtern der Stadt und der Stadtwerke (WSW) besteht keine Einigkeit darüber, was der Bau des Verkehrsmittels inklusive Nebeninvestitionen kosten wird. Nach Informationen der WZ schwankt der ermittelte Investitionsbedarf zwischen 75 Millionen und gut 100 Millionen Euro. Das hängt unter anderem davon ab, wie die Seilbahn ausgestattet wird. So kann die Talstation am Hauptbahnhof kostengünstig ein schnöder Betonklotz oder ein architektonisch ansprechendes Bauwerk sein. Ebenso verhält es sich mit den Stationen der Bahn.

Schwerer wögen aber vermutlich Park-and-Ride-Plätze sowie Parkhäuser, die gebaut werden müssten, um Autofahrer für die Seilbahn zu erwärmen. So erklärt sich die Preisspanne im Gutachten, das die Stadtverwaltung in Auftrag gegeben hat. Außerdem müssen Stadt und WSW damit rechnen, Anwohner entschädigen zu müssen, deren Eigentum durch die Seilbahn entwertet oder beeinträchtigt wird.

Auch die Stadtwerke verfügen über eine eingehendere Prüfung der Seilbahn, die sie letztlich betreiben werden. Hier geht der Gutachter von Gesamtkosten in Höhe von 90 Millionen Euro aus, inklusive aller baulichen und gestalterischen Notwendigkeiten — allerdings wie auch im Falle des städtischen Gutachtens ohne Mehrwertsteuer. Für die WSW ist es nach WZ-Informationen wichtig, dass das Investitionsvolumen die Marke von 90 Millionen Euro nicht überschreitet. Bis zu dieser Summe ist das Projekt förderungsfähig. Jeden weiteren Cent müssten die Stadtwerke ganz aus der eigenen Kasse bezahlen.

Bisher standen nur für die Bahn Kosten in Höhe von 50 Millionen Euro zur Debatte. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr soll sich mit bis zu 90 Prozent an diesen Kosten beteiligen.

Zu Zahlen will Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) nichts sagen. Statt dessen erklärt er, wie es mit der Seilbahn weitergeht. „Die Gutachter setzen sich zusammen und gleichen ihre Zahlen ab.“ Es sei ja denkbar, dass die jeweiligen Büros von unterschiedlichen Annahmen ausgegangen seien. „Wichtig ist, dass wir eine so verlässliche Zahl wie möglich bekommen, ehe wir weiter über die Seilbahn diskutieren. Gründlichkeit geht vor Geschwindigkeit“, sagt Mucke.

Der Abstimmungsprozess soll kurzfristig beginnen und im März zu einem Ergebnis führen. Für den Stadtrat bedeutet das, dass er sich aller Voraussicht nach im Mai wieder mit dem Thema beschäftigen kann. Dann fällt die Entscheidung darüber, ob Wuppertal das Projekt weiterverfolgt.

Die Verbindung zwischen Döppersberg und Küllenhahn ist in der Bevölkerung umstritten. Während außerhalb der Südstadt die meisten Wuppertaler den Daumen heben, lehnen viele Südstädter die Seilbahn kategorisch ab. Der Widerstand konzentriert sich auf das noch junge Wohngebiet an der Cläre-Blaeser-Straße. Dort haben überwiegend junge Familien vor wenigen Jahren ihre Häuser gebaut. Sie fürchten einen deutlichen Wertverlust ihrer Immobilien, wenn im Minutentakt Gondeln über ihre Grundstücke schweben. Die längst gegründete Bürgerinitiative für ein „seilbahnfreies Wuppertal“ zweifelt die Wirtschaftlichkeit des neuen Verkehrsmittels an. Auch für die Befürworter des Projektes ist erheblich, ob sich die Bahn lohnt. „Es ist eine ganz entscheidende Frage, ob sich das rechnet“, sagt der Grünen-Ratsherr Peter Vorsteher. Er ist auch Mitglied im Verein „Pro Seilbahn“.

Angesichts der Kontroverse bemühen sich WSW und Stadtverwaltung um Transparenz. Im Zuge der frühzeitigen Bürgerbeteiligung organisierte der dafür zuständige Dezernent Panagiotis Paschalis (SPD) ein Forum mit knapp 70 zufällig ausgewählten Wuppertalern. Sie erstellten ein Bürgergutachten, dessen Inhalt in die Meinungsbildung der Stadträte einfließen soll.

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