Eine Auszeit auf der Zeitinsel

Theater Filidonia lädt in eine begehbare, interdisziplinäre Performance mit Musik, Theater, Tanz und Installation ein.

Eine Auszeit auf der Zeitinsel
Foto: Stefan Fries

Sie haben sich den griechischen Namen Filidonia gegeben. „Das bedeutet Sinnlichkeit, weil es uns darum geht, mit allen Sinnen wahrzunehmen“, erklärt Miriam Bathe. Die 28-jährige Wuppertalerin ist Musikstudentin, Initiatorin und Regisseurin eines multimedialen Theaterprojekts, das am Wochenende zum zweiten Mal über die Bühne geht. Die ist in diesem Fall ein leerstehendes Wohnhaus in Remscheid, in dem an die 20 angehende Künstler aus Wuppertal und Umgebung zusammen mit dem Publikum auf eine interaktive Kunst-Zeitinsel reisen.

Was viele Eltern sich wünschen, erlebten Miriams Eltern wider Willen. Schon mit drei Jahren wollte ihre Tochter das Geigenspiel lernen, „weil das so schön klang“. Mit neun Jahren war es dann soweit, konnte sich die Solingerin vom verordneten Flötenspiel lösen und sich der Geige zuwenden. Ein Lehrer an der Solinger Musikschule begeisterte dann die 16-Jährige für ein Musikstudium. Und weil Miriam auch gerne mit Kindern arbeitet, ihre Leidenschaft für die Musik wecken will, studiert sie seit ein paar Jahren Instrumentalpädagogik an der Hochschule für Musik und Tanz Köln am Standort Wuppertal.

Hier wiederum weckte ein Workshop ihr Interesse an der Improvisation. „Das ist einfach reizvoll, weil es um die eigene Persönlichkeit geht, die Kreativität im Vordergrund steht, keine Grenzen durch Komponisten vorgegeben sind.“

Auch Miriams künstlerische Interessen scheinen grenzenlos. So tanzt sie und schätzt seit einem Praktikum das improvisierte und multimediale Theaterspiel. Weil schließlich dem Freundeskreis auch noch Kunststudenten angehören, musste einfach am Ende etwas herauskommen, das „Musik mit Tanz, Theater und Kunst verbindet“. Und das Thema ihrer Bachelor-Arbeit wurde.

An dieser Stelle der Geschichte kommen der 28-jährige Xiao Fu und der 22-jährige Changhuan Xia ins Spiel. Die beiden Chinesen studieren ebenfalls an der Wuppertaler Musikhochschule und spielen Percussion beziehungsweise Querflöte. Seit letztem Jahr gehören sie auch dem Theater Filidonia an, wie an die 20 weitere junge Kunstschaffende und -studenten aus Wuppertal, Düsseldorf, Essen und Köln, die Bathe zusammensuchte, um die acht Räume eines leerstehenden Mehrfamilienhauses zu bespielen. Im „Traumhaus 26“, das 2016 im Rahmen des Kunstfestivals auf dem Honsberg in Remscheid bezogen wurde, konnten die Besucher die „Poesie des Augenblicks“ erleben, indem sie durch belebte Installationen gingen. Bathe: „Die Leute scheuten sich zwar trotz Erklärungen, wirklich in die Räume reinzugehen. Aber das Haus wurde so gut besucht, dass weitere Aufführungen und die Aufforderung zur nächsten Performance folgten.“ Daran arbeiten die Filidonier nun seit drei Monaten. „Auf der Zeitinsel“ lädt für das Wochenende wiederum in das Remscheider Haus zu einstündigen Auszeiten und kritischer Auseinandersetzung mit der hektischen, verplanten und ablenkungsreichen Zeit. „Bei uns kann man sich Zeit für einen kleinen Urlaub mit total verschiedenen Wahrnehmungen nehmen.“

Dabei werden wieder die verschiedenen Kunstrichtungen miteinander verbunden. Xiao Fu: „Einmal richtet sich Tanz nach Musik, dann umgekehrt. Da ist viel Improvisation, aber nichts willkürlich.“ Auch diesmal ist wieder Interaktion gefragt, etwa wenn die Besucher Einzelteile einer Installation bewegen und diese dadurch verändern können.

Und was kommt danach? Die Bachelorarbeit ist bestanden, die Geigenprüfung soll bis zum Sommer 2018 folgen. Während Bathe Weiteres offen lässt, weiß Xiao Fu schon, dass er nach seinem Studium eines in Improvisation folgen lässt.

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