Ein Unternehmer mit Sinn für die Kunst

Der Fabrikant Kurt Herberts war für seine Mitarbeiter mehr als nur ein Firmenchef.

Ein Unternehmer mit Sinn für die Kunst
Foto: dpa

Wuppertal. Dem Bildhauer Tony Cragg ist es zu verdanken, dass die Erinnerung an den Fabrikanten Dr. Kurt Herberts über Wuppertals Stadtgrenzen hinaus wachgehalten wird. Die Villa Waldfrieden in dem von Cragg geschaffenen Skulpturenpark ist die Stein gewordene Hinterlassenschaft eines Mannes, der als eine der Symbolfiguren für den Wiederaufbau Wuppertals in der Nachkriegszeit gelten kann. Das alte Haus Waldfrieden war im Krieg von Bomben zerstört worden. Auf dem Kellergrundriss ließ Kurt Herberts ab 1946 sein Domizil in einem organischen Baustil wieder aufbauen. Das entsprach seiner Lebenseinstellung, die sich auch in seinem Engagement beim Aufbau von zwei Waldorf-Schulen ausdrückte.

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Der 1901 geborene Barmer Fabrikantensohn Kurt Herberts studierte Chemie und gründete bereits mit 23 Jahren eine eigene Firma. Der Name Herberts stand seitdem für Speziallacke. In den 1990er Jahren erwarb DuPont das Herberts Lackgeschäft, 2013 wurde aus dem Unternehmen Axalta Coating Systems.

Als Kunstliebhaber und Freigeist ließ Herberts namhafte Künstler — darunter auch von den Nazis verfolgte — Werbebilder entwerfen. Oskar Schlemmer, Franz Krause oder Georg Muche, die mit Berufsverboten belegt waren, konnte er auf diesem Wege unterstützen. Frühere Mitarbeiter von Kurt Herberts schilderten ihn als einen ganz außergewöhnlichen Unternehmer, der Arbeiten und Leben anders definierte als es damals und bis heute üblich ist. So war es sein Anliegen, seinen Mitarbeitern neben der betrieblichen Ausbildung Wege zu einer umfassenden Bildung zu eröffnen, sie für Dinge zu interessieren, die über den Arbeitsalltag hinaus gingen.

Dass der erfolgreiche Fabrikant unmittelbar nach dem Krieg mit dem Bau der Villa begann, ist Ausdruck seines ungebrochenen Glaubens an eine bessere Zukunft selbst in höchst unsicheren Zeiten. Ältere Bewohner vom Hesselnberg und der Buschstraße berichteten gegenüber der WZ aber auch, dass Herberts nach dem Krieg sein Anwesen ganz bewusst den Blicken seiner Nachbarn durch die Anpflanzung von Bäumen entziehen wollte. Die Villa öffnet sich hin zur Natur, die eigentliche Vorderfront des Gebäudes wirkt dagegen wie ein Schutzwall gegenüber der Außenwelt.

Dass Tony Cragg den Skulpturenpark Waldfrieden in den vergangenen Jahren zu einem Anziehungspunkt für Kunst- und Musikfreunde entwickelt hat, dürfte im Sinne von Herberts gewesen sein. Das Erbe von Kurt Herberts leistet somit einen wertvollen Beitrag, die „arbeitende Stadt Wuppertal“ lebenswerter zu machen. Das soziale Engagement Herberts wurde gewürdigt. 1969 wurde ihm der Ehrenring der Stadt Wuppertal verliehen. Bereits 1965 verlieh ihm die Landesregierung NRW den Titel eines Professors, ein Jahr später erhielt er das große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

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