„Ein Schmuckstück ist der Markt nicht“

Am Neumarkt scheiden sich die Geister. Einige Kunden würden den Platz gerne an einzelnen Tagen räumen — etwa für Weihnachtsbuden.

„Ein Schmuckstück ist der Markt nicht“
Foto: Stefan Fries

Zentrum. Muss der Neumarkt sechs Tage in der Woche geöffnet sein? Die Werbegemeinschaft IG 1 hat diese Frage offen zur Diskussion gestellt und möchte mit einer Strategie-Werkstatt im Laufe des Jahres die neue Zielrichtung des Marktes definieren. Wie sehen die Kunden den Markt? Die WZ fragte am Mittwoch nach.

Für Kundin Dorothea Löwer müsse der Wochenmarkt nicht täglich öffnen. „Von mir aus würde mittwochs und samstags reichen“, sagt sie. Die Idee, den Platz als Veranstaltungsfläche — nicht nur zur Pfingstkirmes und beim Elberfelder Cocktail — zu gewinnen, gefalle ihr. Sie könne sich gut die Ausrichtung des Weihnachtsmarkts auf dem zentralen Platz vorstellen. Der langgezogene Budenzauber in der City sei für sie uninteressant und ungemütlich. „Ich könnte mir auch einen Ostermarkt vorstellen“, sagt sie.

Auch Michael Rosenfeld findet: „Zwei Tage Markt reichen auch.“ Er wünsche sich mehr Events in der City, die auf dem Platz stattfinden könnten. Etwa einen Mittelaltermarkt.

Ursula Meurer würde es gerne sehen, wenn sich der Markt erweitert — nicht auf die Zeiten, sondern auf das Angebot bezogen. „Das war früher besser. Heute gibt es viele Imbissstände“, ist ihr aufgefallen. Doch bedeutet das auch, dass der Markt aus ihrer Sicht von sechs auf zwei bis drei Tage zurückgefahren werden kann? Sie sagt: „Das ist eine Frage der Abwägung. Was müssen die Leute auf dem Markt verdienen?“

Für Frank Schmitz, Vorsitzender des Vereins Marktgemeinschaft Neumarkt, der als Früchtemagier Vitamine unters Volk bringt, ist die Sache klar. „Wenn ich mit zwei Tagen Markt auskommen würde, hätte ich ja meinen Lebtag alles falsch gemacht“, sagt er. Die Marktbeschicker verstehen sich auch als Nahversorger für die City, die jeden Werktag benötigt werden. „Hier ist ja ringsum nichts“, sagt Schmitz.

Dass sich am Markt etwas ändern muss, das sieht auch der Vorsitzende der Marktgemeinschaft so: „Wir benötigen ein neues Pflaster und mehr Sitzgelegenheiten.“ Zudem würde der ganze Marktplatz, ginge es nach ihm, komplett zur Fußgängerzone mit ansprechender Gastronomie werden. „Der Kundenmagnet ist schon da — das sind wir, die Marktbeschicker“, so Schmitz.

Obstkäufer Michael Busch findet es vermessen, dass sich der stationäre Einzelhandel Gedanken über die Öffnungszeiten der Markthändler macht. „Gegenidee: Warum machen die Einzelhändler nicht nur dreimal die Woche auf?“, fragt Busch. Auch er möchte den Kundenstrom eher durch eine attraktivere Gestaltung des Marktes erhöhen. Als positives Vorbild nennt er den Markt auf dem Düsseldorfer Carlsplatz. „Da kann man sein Mittagessen auch mal mit einem Bier verzehren. Das sollte auch hier in Wuppertal möglich sein“, findet Busch.

Michael Bresch ist nur zu Besuch in Wuppertal und blickt mit frischen Augen auf den Markt. Seine erste Wertung: „Ein Schmuckstück ist der Markt nicht.“ Gerade die Fassaden des Commerzbank-Gebäudes und des Kaufhofes seien nicht besonders ansehnlich. Er würde sich eine Begrünung des Platzes wünschen und mehr Bänke.

Vor der Sommerpause soll die Strategiewerkstatt für den Bereich Wall und Neumarkt starten, zu der alle Akteure und Bürger eingeladen sind. Die Werkstatt wird über das weitere Verfahren entscheiden: Workshops, ein Wettbewerb oder ein Gutachterverfahren. Bis es zu einem Ergebnis kommt, dürfte es sechs bis sieben Monate dauern. 2019 könnte dann die Umsetzung der Ideen beginnen.

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