Ein Ritterschlag, der Wuppertals Junior Uni adelt (mit Video)

Geschenk zum zehnjährigen Bestehen der Einrichtung: Tony Cragg enthüllt seine Skulptur — Auftakt zum Jubiläumsjahr.

Ein Ritterschlag, der Wuppertals Junior Uni adelt (mit Video)
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Den einen macht sie sprachlos, für den anderen bedeutet sie einen Ritterschlag, einige Kindergartenkinder interessieren sich vor allem für ihr Kletterpotenzial, die meisten begrüßen ihre Fotogenität, nutzen sie fürs schnelle Selfie mit dem Handy. Wuppertal ist um eine Attraktion, ein Wahrzeichen, reicher, das wohl niemanden unbeeindruckt lässt: Sir Tony Cragg, berühmter Bildhauer und glücklicher Wahlwuppertaler, hat gestern Vormittag seine jüngste Skulptur enthüllt. Sie steht auf dem Vorplatz der Junior Uni — ein Geschenk zu ihrem zehnten Geburtstag, das dereinst Kunstexperten aus der ganzen Welt nach Wuppertal locken werde, wie der überstolze Gründer der Einrichtung, Ernst Andreas Ziegler, der prominent besetzten Einweihungsgemeinde verkündete.

Es war die Stunde der überbordenden Freude, des Dankes und des Lobes. Ein tief gerührter Rolf-Peter Rosenthal, Vorsitzender des Kaufmännisch-Organisatorischen Beirates der Junior Uni, erinnerte an deren lebendig gewordene Gründungsvision und freute sich, dass der viel beschäftigte Weltbürger Cragg „exklusiv für die Junior Uni eine Skulptur geschaffen hat, die ihre Ideen verinnerlicht, das Projekt adelt“ und eine Symbiose mit dem markanten Gebäude dahinter eingehe.

Der so willkommen geheißene Künstler gab bescheiden den Dank zurück, lobte die innovative, einzigartige Einrichtung und betonte, dass er seine Skulptur für die Wuppertaler geschaffen habe, die es immer wieder schafften „in die Welt hinaus zu wirken. Ich bin glücklich, Wuppertaler zu sein — ich hoffe sie auch“.

Ansonsten nutzte er den Moment der „Entkleidung“, den er einigen, vom Unterricht an der Uni befreiten Kindergartenkindern überließ, um selbst für einen Moment und in einigem Abstand sein Werk auf sich wirken zu lassen.

Tony Cragg

Ihr Name lautet (bislang) „Stück für Stück“, ihr Gewicht liegt bei 480 Kilogramm, ihre Höhe von 2,90 erreicht sie mit Hilfe eines 70 Zentimeter hohen Betonsockels, auf dem sie steht. Sie besteht aus zwei Bronze-Säulen, die wiederum aus verformten, übereinander getürmten Würfeln bestehen. Überzogen sind sie mit einer roten Farbe, die wunderbar mit den Rottönen des Uni-Gebäudes korrespondiert. Ihre Oberfläche ist übersät mit Ziffern und wirkt wie aus Plastik gemacht.

Vorausgegangen ist eine Arbeit, die ihr Schöpfer in Venedig mit Glaskugeln geschaffen hat: „Glas fließt und nimmt immer wieder geometrische Formen an. Ich finde, fast unsere ganze Welt besteht aus Dingen, die vergleichbar sind“, erklärt er. Und kommt auf diese Weise beim Namen seiner Arbeit an: So wie sich Kinder die Welt Stufe für Stufe oder eben „Stück für Stück“ erschließen, ende für den erwachsenen Menschen die Aufgabe nie, die Welt um sich herum zu begreifen.

Diese Welt ist an der Loh eine deutlich urban geprägte, was wiederum bei der Standortwahl der Skulptur doppelt eingrenzte: Einmal durch rechtliche Vorgaben (zum Beispiel Feuerwehrzufahrt) und zum anderen durch die grauen Gebäude, die Schwebebahn und die Wupper. Und weil Künstler und Junior Uni die Plastik nicht verstecken, sondern „ein Signal zur Straße hin senden wollten“, blieb nur der gewählte Platz auf der breiten Zuwegung zum Haupteingang, wo laut Cragg „trotzdem Prominenz, Signifikanz und urbane Vorgaben“ überein gebracht wurden.

Auch an anderer Stelle wird das Jubiläumsjahr der Junior Uni dauerhafte Spuren hinterlassen. Zum Dank überreichte Ernst Andreas Ziegler dem prominenten Künstler eine blühende Hamamelis (Zaubernuss), mit der Bitte, diese in seinem Skulpturenpark Waldfrieden einzupflanzen. Versehen mit einem Dankes-Schild, das jährlich an diesen außergewöhnlichen 11. Januar 2017 erinnere. „Perfekt, wir suchen immer nach neuen Pflanzen“, freute sich Cragg, gab schnell noch ein paar Interviews und Autogramme und entschwand ins wärmende Gebäude, wo der Festakt durch ein Konzert dreier Schüler der Bergischen Musikschule abgerundet wurde.

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