Ein Geniestreich für Geige und Co.

Fünftes städtisches Kammerkonzert im Mendelssohn Saal der Stadthalle.

Ein Geniestreich für Geige und Co.
Foto: Andreas Fischer

Was der Teenager Felix Men-delssohn Bartholdy anno 1825 im Alter von 16 Jahren zu Papier gebracht hat, lieben bis heute die Streicher. Viele sprechen von einem Geniestreich. Sie wissen aber auch, dass es dieses Oktett für vier Geigen, zwei Bratschen und zwei Celli in Es-Dur in sich hat. Dieses Opus 20 war einer der beiden Programmpunkte des fünften städtischen Kammerkonzerts im gut besuchten Mendelssohn Saal der Stadthalle.

Dieses etwas mehr als 30-minütige Werk ist heikel. Harmonisches Spiel und dynamisches Gleichgewicht sind eine Herausforderung. Explizit das ausschließlich im Piano und Pianissimo gehaltene Scherzo: Die Bogentechnik muss ausgesprochen sensibel und präzise sein. Andernfalls verkommen die filigranen Sechzehntel zu einem Klangbrei. Auch die makellose kontrapunktische Arbeit und die an ein Perpetuum mobile gemahnenden Züge der beiden letzten Sätze sollten glasklar herausgearbeitet werden.

Acht Mitglieder des Sinfonieorchesters Wuppertal stellten sich dieser Aufgabe: Es waren aus der Gruppe der zweiten Geigen Nina Popotnig, Ursula Neufeld, Martin Roth und Kirsten Toussaint, die Bratscher Jens Brockmann und Christian Melchior sowie die Cellistinnen Vera Mili evic und Christine Altmann. Getreu Mendelssohns Vorgabe, das Stück im Stil eines Orchesterwerks zu spielen, kam die Musik volltönend von der Bühne.

Nur fehlte es der Homogenität am letzten Feinschliff. Einige Tonunsauberkeiten kamen auch vor. Das Oktett Nils Wilhelm Gades in F-Dur erinnert, auch wenn es nirgends Zitate gibt, an Mendelssohns wegweisende Tonschöpfung. Mit diesem Opus 17 erweist er ihm seine Reverenz. Er stellte es kurz nach dem Tod seines Freundes fertig. So kommt die Bezeichnung „con fuoco“ in dem ersten Satz beider Werke vor. Auch wirkt Gades freundlicher zweiter Satz wie ein gemächliches Mendelssohn-Intermezzo. Nur wurde sein bis dahin „nordischer Ton“ vermisst. Doch seine zweite Schaffensphase entwickelte sich zu einem kontinental geprägten Stil. Auch hierbei beeindruckten die Streicher mit einem satten Sound. Hätte aber hierbei die erste Geige nicht zu sehr im Vordergrund gestanden und wäre die Tongebung aller Instrumentalisten im gleichen Maße musikantisch-zupackend gewesen, wäre diese Darbietung zu einem großen Erlebnis geworden. Jedenfalls wurde die Leistung nach der Aufführung der Werke mit viel Beifall honoriert. has

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