Ein fast schon exotisches Hobby

Hunderte Besucher kamen zum großen Modellbahntag.

Dönberg. Seit 20 Jahren leitet Lutz Finke die Modelleisenbahn AG an der Bischöflichen Tagesschule Dönberg. Gestern war er mit seinen Kräften am Ende: „Meine Nerven liegen blank“, gibt der 57-Jährige zu. Fünf Tage harte Arbeit liegen hinter dem Mathe-Lahrer. Sein Trost: Das Ergebnis dieser Arbeit — die „Modellbahnträume 2011“ — begeisterten am Wochenende Hunderte Besucher.

Als Finke im Alter von 37 Jahren die Eisenbahn AG ins Leben rief, ahnte er nicht, wie schwer er es mit seinen Schülern der siebten und achten Jahrgangsstufe einmal haben würde: „Dieses Jahr habe ich besonders gemerkt, wie schnell die Jugendlichen an ihre Grenzen stoßen.“ Das Problem, so Finke, sei hauptsächlich die Konzentrationsfähigkeit der Jugendlichen. Hinzu komme, dass seine Schüler ohne Vorkenntnisse in seine AG kämen. „Keiner der Schüler hat mal mit dem Vater im Keller geschraubt oder gebastelt. Früher war das anders.“

Auch Emanuele Vitale hatte vor dem Besuch der Modellbahn AG nur selten einen Schraubendreher in der Hand. „In der Grundschule habe ich oft geknetet“, beschreibt der 14-Jährige seine handwerkliche Vorbildung.

Die Modellbahn AG hat er wie viele seiner Mitschüler auch wegen des Events gewählt. „Die Modellbahnträume sind zusammen mit dem Schulfest die größte Veranstaltung hier. Das zieht die Schüler an“, erklärt Finke.

Die Aufgaben in der AG findet Emanuele trotzdem „total einfach“. Das mag auch daran liegen, dass Lutz Finke seinen Schülern weniger abverlangt. So wird der dreitägige Aufbau des Modells im Maßstab 1:87 mittlerweile von Vätern und Ehemaligen begleitet. Allein das Justieren der Schienen nimmt einen kompletten Arbeitstag in Anspruch und wurde früher von den Schülern übernommen. „Da bin ich heute auf Hilfe angewiesen“, erklärt Finke.

Eine dieser Helferinnen ist Anje Münch. Die 23-Jährige war als Schülerin in der Modellbahn AG und ist dabei geblieben: „Es macht Spaß und ich möchte Herrn Finke unterstützen.“

Doch trotz zunehmender Probleme hat sich eines über die vergangen 20 Jahre nicht verändert: die Faszination Eisenbahn und die Freude an den „Modellbahnträumen“. So belohnten Hunderte Besucher am Wochenende Finkes harte Arbeit. Was den Lehrer aber noch mehr motiviert, sind Schüler wie Leon Moser. Der 15-Jährige hatte so viel Spaß an der AG, dass er später als Ehemaliger mithelfen will: „Ich werde definitiv weitermachen.“ Für Lutz Finke die schönsten Momente: „Das sind echte Erfolgserlebnisse.“

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