Ein edler Riesling aus der Heimat

Gunnar Klewer baut in Sprockhövel Wein an. In diesem Jahr wird er wohl 150 Liter abfüllen können.

Ein edler Riesling aus der Heimat
Foto: Stefan Fries

Niedersprockhövel. Beim Grillen kam dem hauptberuflichen Greenkeeper in der Golfwelt Wuppertal/Sprockhövel und Nebenerwerbslandwirt Gunnar Klewer vor sieben Jahren die „Schnaps-Idee“ es doch auf dem flach gelegenen Grundstück an der Uhlenbruchstraße mal mit dem Weinbau zu versuchen. Schließlich ist der 55-Jährige im Gegensatz zu den meisten seiner westfälischen Landsleute kein Bier- sondern ein Weinliebhaber.

Netter Zufall, dass einer der Golfspieler auf den weitläufigen Plätzen des GC Gut Frielinghausen und Felderbach ein Winzer von der Mosel war. Und der nannte Klewer den Weingutbesitzer Johannes Löwen als Kontakt-Adresse.

Man kam zunächst telefonisch ins Gespräch. Klewers Interesse überzeugte Löwen, und der besuchte ihn in Niedersprockhövel kurz darauf mit Riesling-Reben im Gepäck. „Riesling ist die einzige Sorte, die man hier anbauen kann. Die hält Temperaturen von minus acht Grad aus“, erklärt der junge Winzer, der vor einigen Tagen seine vierte Weinernte, die „Lese“, zusammen mit den Familienmitgliedern über die Bühne gebracht hatte.

Rund 100 Weinstöcke wurden zum vierten Mal abgeerntet. Dazu muss man wissen, dass die ersten drei Jahre ausschließlich der Pflege der jungen Reben dienen. Der Ertrag kommt später. So wie in diesem Jahr, als er 150 Liter ernten konnte. „Pro Weinstock bringen es die Winzer an der Mosel auf zwei bis zweieinhalb Liter, bei mir auf den Böden, die nicht für den Weinbau geschaffen sind, kamen nur anderthalb Liter heraus“, so Klewer über die eher mäßigen Erträge im „Weinanbaugebiet“ Südwestfalen.

Trotzdem war der Sprockhöveler nicht unzufrieden. „Im vorigen Jahr waren das Wetter und der Mehltau schuld, dass es nur 50 Liter waren“, erinnert er sich. Was Klewer aber den „Kollegen“ an der Mosel voraus hat, ist das Fehlen von Schädlingen. „Da ich der einzige Winzer weit und breit bin, habe ich auch keine Probleme mit der Reblaus und muss praktisch überhaupt keine Insektenvertilgungsmittel spritzen. Den hiesigen Insekten und eventuellen Schädlingen schmecken die Weintrauben nicht. Deshalb ist mein Wein weitgehend naturrein“, meint der westfälische Winzer stolz.

Allerdings kommt er ohne die Beigabe von Zucker nicht aus. „Mein Wein hat einen Oechsle-Gehalt von 65. Um auf trinkbare 85 zu kommen, muss ich Zucker beigeben“, gibt Klewer zu.

Nach der Lese folgt dann ein langwieriger Vorgang, bis die Trauben schonend gequetscht und gepresst und von Kernen und Haut befreit worden sind. Im Tank, in den die Trauben eingefüllt werden, wird Hefe zugegeben, die der Vergärung dient. „Das war natürlich alles ziemlich kompliziert und neu für mich. Schließlich ist Weinbau eine Wissenschaft und Studienfach. Da blieb es nicht aus, dass ich Johannes Löwen an der Mosel dann ständig angerufen und um Rat gefragt habe“, so Klewer, der allerdings immer weiter dazulernte und inzwischen zu einem Experten gereift ist.

Im Tank bilden sich Gase, der Wein arbeitet, schlägt blubbernd Blasen, die über den gläsernen Gärspund entweichen. Wenn Ruhe eingekehrt ist, dann ist der Gärvorgang abgeschlossen, und dann wird Schwefel zugesetzt, um den Wein haltbar zu machen. Dann ruht und reift der inzwischen wieder klare Wein bis zum April oder Mai, ehe der edle Tropfen dann auf Flaschen abgefüllt wird.

„Unser Wein ist nur für den Hausgebrauch. Den trinkt nur unsere Familie“, meint der sichtlich begeisterte Hobby-Winzer, der auch Wert auf Qualität legt. „Deshalb sollte eine Rebe nur etwa fünf Triebe haben. Die anderen werden weggeschnitten. Denn fünf Triebe haben beim Wachstum natürlich mehr Nährstoffe aus dem Boden zur Verfügung als sechs oder acht. So viele lässt man nur stehen, wenn man auf Menge produzieren will“, meint der Genießer, der sich seinen Riesling auf der Zunge zergehen lässt.

„Vor allem freut mich, dass der Riesling nach vielen Jahren der Missachtung wieder viele Freunde dazu gewonnen hat. In fast jedem guten Speise-Lokal wird Riesling angeboten.“ Allerdings keiner von Gunnar Klewer. Dessen spritziger Tropfen bleibt ausschließlich der Sprockhöveler Winzerfamilie vorbehalten.

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