Ein besonderes Abendessen

Gastgeberin Gundula Noe-Preis bringt bei „Speisen für Waisen“ verschiedene Kulturen zusammen.

Ein besonderes Abendessen
Foto: Andreas Fischer

Ein reichlich gedeckter Tisch, Menschen, die fröhlich miteinander essen und sich ausgiebig unterhalten. Was sich im ersten Moment anhört, wie ein gemütlicher Abend unter Freunden, ist bei näherer Betrachtung doch viel mehr. Gundula Noe-Preis hat an diesem Montagabend zu einem ganz besonderen Abendessen eingeladen. Die pensionierte Krankenschwester ist Gastgeberin eines „Speisen für Waisen“-Spendenessens.

Am Tisch sitzen Freunde und Bekannte der 65-Jährigen, Muslime und Nicht-Muslime, Deutsche und Syrer, um zusammen zu essen und Spenden für christliche und muslimische Waisenkinder zu sammeln. „Der interkulturelle Austausch liegt mir schon immer am Herzen“, erklärt Noe-Preis und fügt hinzu: „Gemeinsames Kochen und Essen bringt unterschiedliche Menschen direkt in Kontakt und hilft beim Kennenlernen sowie beim Abbau von Vorurteilen.“

Organisiert wurde der Abend von der muslimischen Hilfsorganisation „Islamic Relief Deutschland“, die bereits zum sechsten Mal deutschlandweit zum gemeinsamen sozialen Engagement aufrief. „Im islamischen Glauben und der Kultur nehmen Waisen eine besondere Rolle ein, weil sie schutzbedürftig sind“, erklärt Cemal Yasar von Islamic Relief. „Auch Gastfreundschaft ist uns sehr wichtig, da sie alle Kulturen zusammenbringt.“

Das fing schon beim Drei-Gänge-Menü an, das eine Mischung aus deutscher und syrischer Küche bereithielt. Zubereitet wurden die Speisen vom syrischen Koch Ahmad Dahoud, den Noe-Preis vor gut zweieinhalb Jahren im Swane-Café in der Luisenstraße kennengelernt hat. Über Facebook ist sie damals das Café gestoßen und ist darüber auch mit weiteren Flüchtlingen in Kontakt gekommen. „Nach meiner Pension habe ich für mich nach einer neuen Aufgabe gesucht“, erläutert Noe-Preis und hat dabei die Flüchtlingshilfe für sich entdeckt.

Vor allem deswegen, weil das Thema Flucht auch in ihrer Familie eine Geschichte hat. „Meine Schwiegermutter stammt aus Ostpreußen und musste im Zweiten Weltkrieg vor der russischen Armee fliehen und sich als Junge verkleiden, um sich vor Vergewaltigung zu schützen. Ihre Geschichte hat mich sehr berührt“, erzählt Noe-Preis.

Seit 2015 begleitet sie nun Geflüchtete, hilft ihnen bei Behördengängen, beim Erlernen der Sprache und organisiert in den Räumlichkeiten ihres ehemaligen Arbeitgebers, dem Sozialpsychiatrischen Zentrum, gemeinsame Kochabende. Mit dem Ziel, auch zukünftig die verschiedenen Kulturen zusammenzubringen.

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