Wuppertal Discounter wollen mehr Platz

Eine Erweiterung der Geschäfte von 800 auf 1200 Quadratmeter beschäftigen Politik und Verwaltung.

Wuppertal: Discounter wollen mehr Platz
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Wuppertal. In beinahe jeder Bezirksvertretung (BV) steht derzeit das Thema „Neubau oder Vergrößerung eines Discounters“ auf der Tagesordnung. Allerdings heißt der Punkt dann in der Fachsprache entweder „Bebauungsplan — Aufstellungsbeschluss“, wenn erst ein Bebauungsplan erstellt werden muss, oder „Verlängerung einer Veränderungssperre“, wenn die Stadt einer Veränderung nicht zustimmt.

Wenn die Stadt die Expansionspläne nicht genehmigt, kommt es immer wieder zu Klagen. Gerade hat Lidl aufgrund von „formalen Fehlern“ erwirkt, dass er an der Uellendahler Straße bauen darf (die WZ berichtete).

Grundsätzlich kann jeder Discountmarkt einen Antrag auf Expansion stellen — was gerade recht häufig vorkommt. Denn waren die Märkte früher bis zu 800 Quadratmeter groß, geht der Trend nun zu 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche. Daher rechnen die Experten bei der Stadt damit, dass dieser strukturelle Wandel dazu führt, dass in naher Zukunft alle Filialen vergrößert werden sollen und die Discounter daher vermehrt Anträge stellen.

Doch es gibt verschiedene Gründe, die gegen noch mehr oder noch größere Discount-Märkte in Wuppertal sprechen. In der Hauptsache geht es um die Lage. Denn während einige Bereiche, beispielsweise die Weiherstraße in Nächstebreck, sehr viele Discounter aufweisen, gibt es mancherorts — wie in Beyenburg — gar keinen. Da will die Stadt regulierend eingreifen, damit jeder Bürger innerhalb von 700 Metern eine Nahversorgung vorfindet.

Wo sich wer mit welcher Größe ansiedeln darf, erläutert auf 176 Seiten das kommunale „Einzelhandels- und Zentrenkonzept“ (EKZ) aus dem Jahr 2015. Das umfasst und erläutert auch alle Belange der Nahversorgung, wobei die meisten Daten aus 2014 stammen.

So regelt das EKZ unter anderem, dass Discounter ab einer Größe von 801 Quadratmetern in der Regel nur noch in so genannten zentralen Versorgungsbereichen zulässig sind. „Das sind zum Beispiel die Stadtbezirkszentren und die Citys“, erklärt Thomas Schulte vom Ressort Stadtentwicklung.

Bedenken, dass sich alle Lebensmittelmärkte in den Zentren ansiedeln, hat die Stadt nicht: „Wir betreiben keinen Konkurrenzschutz“, sagt Schulte. Siedeln sich verschiedene Lebensmittelgeschäfte außerhalb eines Versorgungszentrums an, nennt sich das Agglomeration. Ein Beispiel ist die Märkische Straße auf Hatzfeld. Dort haben die Discounter Aldi und Netto und der Vollsortimenter Rewe (ehemals Kaufpark) Filialen. Jetzt will Aldi sich vergrößern, doch die Stadt hat in die vergangene Sitzung der BV Oberbarmen und in den Stadtentwicklungsausschuss die „1. Verlängerung einer Veränderungssperre“ eingebracht. Die Politiker, die darüber zwar nicht entscheiden dürfen — das macht der Rat — haben der Beschlussvorlage aber zugestimmt.

„Der Markt für Discounter in Wuppertal ist grundsätzlich gesättigt, es geht nur noch um Marktanteile und gegenseitige Verdrängung“, begründet BV-Mitglied Tobias Wierzba (FDP) seine Entscheidung. „Bei jedem Neubau und jeder Vergrößerung wird argumentiert, einen verbesserten Service anbieten zu wollen.“ Dabei ließe sich unschwer erkennen, dass es in erster Linie um die Ausweitung des Sortiments gehe, kritisiert der FDP-Mann.

Das sieht Klaus Jürgen Reese, Fraktionsvorsitzender der SPD im Rat und Mitglied im Stadtentwicklungsausschuss, anders: „Die Discounter erweitern ihr Angebot nicht. Sie bauen größere Gebäude, damit zum Beispiel die Gänge breiter werden.“ Grundsätzlich begrüße die SPD die Pläne der Discounter, größer und attraktiver zu werden, „denn an vielen Stellen übernehmen sie jetzt schon die Nahversorgung.“ Da komme es den Kunden entgegen, wenn die Märkte optisch attraktiver und innen geräumiger seien. Allerdings gebe es Standorte, wie eben an der Märkischen Straße, wo eine Vergrößerung nicht sinnvoll sie.

Die Bedeutung und Beliebtheit der Discounter kann Daria Stottrop von der Industrie- und Handelskammer (IHK) mit Fakten untermauern: „Die Flächenproduktivität gibt Auskunft darüber, wie viel Einzelhändler pro Quadratmeter im Jahr umsetzen. Bei Netto sind das rund 4 000 Euro, bei Aldi Nord 5 200, bei Lidl und bei Penny jeweils 5 100.“ Zum Vergleich nennt die Leiterin des Geschäftsbereichs Internationales den Vollsortimenter Rewe, der zwischen 3 700 und 4 000 Euro umsetzt.

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