Die Themen der Woche oder ein Mangel an Buchstaben

WZ-Kolumnist Uwe Becker über seinen Versuch, diesen Text nur mit Lettern aus einer Packung Russisch Brot zu verfassen.

Die Themen der Woche oder ein Mangel an Buchstaben
Foto: Joachim Schmitz

Diese Kolumne sollte eigentlich höchst spektakulär werden, da ich die total verrückte Idee hatte, den gesamten Text nur aus Buchstaben zusammenzusetzen, die sich in einer Tüte Russisch Brot befinden. Zu meiner großen Enttäuschung fehlten aber die Konsonanten B, D, L, N und R und alle Umlaute. Auf Y, Z und X hätte ich ja verzichtet, aber für einen ordentlichen, lesbaren Text, da muss ich schon mal ein D oder ein L einbauen können.

Ich könnte ja nicht einmal „Schulz“ schreiben oder „Martin“, „Sigmar Gabriel“ und „Deniz Yücel“. Dabei wollte ich über die Internationalen Filmfestspiele in Berlin schreiben, und dass mein Bruder und ich Ende der 1970er Jahre ein Super-8-Filmfestival in Wuppertal organisiert haben. Filmemacher aus ganz Deutschland zeigten an einem Wochenende ihre Kurzfilme.

Das Festival fand im Hinterraum einer Eckkneipe am Haspel statt. Der Wirt schaute ab und zu durch die Tür und mahnte lächelnd: „Keine Schwulen-Pornos, sonst ist hier Sense und ich hole die Polizei!“ Die Wirtsfrau machte zum Frühstück leckere Frikadellen und Mettbrötchen. Mittags gab es Erbsensuppe mit Wurst und am Abend Jägerschnitzel mit Pommes. Für Vegetarier gab es Salzstangen und Erdnüsse. Ein Hauch von Cannes in Wuppertal, von dem sogar die örtliche Presse Notiz nahm. Damals war nicht alles schlecht. Die Filmemacher kamen aus München, Berlin, Hamburg und Frankfurt, aber leider kann ich darüber nicht differenzierter berichten, weil mir ja fünf Konsonanten und alle Umlaute fehlen.

Auch auf meine pointierten und witzigen Einlassungen zum Streit um die Mauer am Döppersberg werden Sie leider verzichten müssen. Ich wollte Ihnen gerne zusätzlich etwas über meine bevorstehende Foto-Cartoon-Ausstellung in den Amtsräumen von Oberbürgermeister Andreas Mucke erzählen, aber wenn ich kein L und kein N verwenden kann, dann macht das Schreiben einfach keinen Spaß. Meine Idee, nur Buchstaben zu verwenden, die in einer Packung Russisch Brot vorhanden sind, war einfach sehr unüberlegt.

Zudem wollte ich Ihnen meine fulminanten Hintergrundinformationen, warum der WSV-Trainer entlassen wurde, nicht vorenthalten, aber ohne B, D, L, N und R kann ich den komplizierten Sachverhalt dieser Personalentscheidung nicht erklären.

Zum Abschluss meiner Kolumne wollte ich eigentlich eine klare und ausführliche Stellungnahme zum Thema „Pferde im Karneval“ abgeben. Nach dem Unfall mit einer Kutsche am Rosenmontag in Köln, wird hoffentlich dem dümmsten Jecken klar geworden sein, dass Pferde in Karnevalsumzügen nichts verloren haben. Pferde dürfen im Karneval gerne im Flur stehen, aber das war’s dann auch. Wie gesagt, wenn ich das Wort „Pferd“ nicht schreiben kann, weil mir das D und das R fehlt, dann ist das alles sinnlos. Gut, ich könnte „Hottemax“ schreiben, aber das klingt albern. Die fünf Konsonanten und die Umlaute fehlen einfach zu sehr, um mich ausführlich und erklärend zu all diesen Themen äußern zu können. Nächsten Mittwoch werde ich wieder, wie sonst auch, den Inhalt einer Tüte Buchstabensuppe als Basis für meine Kolumne verwenden, dann ist das ganze Alphabet auch wieder am Start.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort