Die Stimme als Spiegel des Selbst

Beim Auftakt der zweiten Runde von WZ-Wissen gab Dr. Monika Hein einen Überblick über die Macht der Stimme.

Die Stimme als Spiegel des Selbst
Foto: Stefan Fries

Wir benutzen sie jeden Tag und machen uns doch kaum Gedanken über sie. Dabei sagt unsere Stimme so viel über uns und unsere Gefühlslage und Überzeugungen aus. In manchen Situationen versagt sie gar. Dr. Monika Hein eröffnete mit ihrem Vortrag „Stimmt Ihre Stimme?“ nach der Sommerpause die zweite Runde der Seminarreihe „WZ Wissen 2017“. Wieder war der Vortragssaal der Barmenia-Versicherung voll besetzt. „Stimme hat mit Emotionen zu tun“ erklärte Hein. Besonders trifft dies beim Gesang zu, beim Sprechen geht es überwiegend darum, einen Inhalt von A nach B zu bringen, die Stimme ist Mittel zum Zweck .

Wie können wir nun die Wirkungsebene unserer Stimme beeinflussen und sie und unsere Sprechweise ideal einsetzen, um in jeder Situation überzeugen und begeistern zu können? Zur Verdeutlichung benutzte Hein das Bild von sieben Reglern an einem Mischpult: Körper, Atmung, Stimmklang, Artikulation, Satzmelodie, Tempo und Betonung sind unsere Gestaltungsregler beim Sprechen. Kombiniert sich nun Ausdrucksstärke oder Ausdrucksschwäche mit Redehemmung und/oder Redeleichtigkeit, entstehen situationsbedingt bestimmte Rednertypen. „Nehmen Sie sich Zeit, um kurz zu überlegen, wie sich Ihre Stimme anhören soll“, lautete der Rat von Hein und sie ergänzte ihren Vortrag durch praktische Übungen.

Zurückgehend auf die Regler am Mischpult verdeutlichte sie den Zusammenhang zwischen Körper und Stimme. In sich zusammengesackt auf dem Stuhl oder wie von einem Magneten nach oben gezogen und sich Raum nehmend — die ausgesprochenen Worte der Zuhörer hatten einen unterschiedlichen Klang. Die Befreiung von dem, was uns beim Sprechen zurückhält, ist wichtig. Hein nennt es Glaubenssätze. „Meine Stimme hört sich blöd an“ ist einer davon. Das Verhältnis zur eigenen Stimme ist oft schwierig. Hein rät zu Aufnahmen, die man sich immer wieder anhören soll. Denn: „Nur was wir kennen, können wir verändern und gezielt einsetzen, um Herz und Geist des Gegenüber zu erreichen.“ Anschließend ließ sie ihr Publikum „schwuppen“. „Schwuppen Sie auf dem Stuhl nach vorne, denn Sie wollen ja auch nach vorne reden.“ Das kleiner werden lassen, was in uns tobt („Mir hört keiner zu“, „Ich habe zu wenig Ahnung“, „Smalltalk ist nicht so mein Ding“) ist ein Schritt zur Stärkung des Selbstwertgefühls.

Weitere praktische Übungen gab es zum Thema Atmen. Die Schnappatmung im oberen Brustbereich bei Panik oder Angst kennt wohl jeder. Ob die bessere Zwerchfellatmung noch funktioniert, konnte jeder Zuhörer bei sich überprüfen. Fleißig wurde auf „f“ „s“ „sch“ oder „ch“ ausgeatmet bis der Bauch sich „nach oben aufrollte“ und das eintreten sollte, was Hein den „Plopp-Moment“ nannte. Der Körper holt sich selber die Luft zurück. Fast schon in den Ohren weh tat ihre bewusst in die Höhe gedrückte Kopfstimme. Eine verspannte Kehle erzeugt keinen angenehmen Stimmklang, die Resonanz sollte auf dem Brustbein zu spüren sein.

Wuppertal kann auch genießen. „Hmm“ klang es bei der Übung zum genussvollen Sprechen durch den Raum. Der Sound weitet den Rachenraum und bei „Scho-ko-la-de“ wurde jede Silbe einzeln genussvoll in den Raum gesprochen. „Gut, dass jetzt kein Fotograf da ist“, so Hein, bevor sie gymnastische Übungen im Mundbereich vorführten. Zur Lockerung hingen Kiefer nach unten, wurden hin und her geschoben, die Zunge rausgestreckt, als wollte man ein Glas darauf stellen, die Lippen gespitzt und eingerollt. Diese Kombination von Theorie und praktischen Übungen boten einen informativen Abend mit dem Fazit der Referentin: „Lernen Sie Ihre Stimme kennen und lieben. Entscheiden Sie wie Sie klingen wollen. Es geht nicht um Perfektion.“

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