Die Problemviertel der Stadt

Der Mieterverein hat Brennpunkte besucht. Das Ergebnis: Stadtteiltreffs helfen.

<strong>Wuppertal. Sie sind als soziale Brennpunkte verschrien, auch wenn sich die Anwohner gegen die Stigmatisierung wehren: Die Hochhaussiedlungen am Rehsiepen oder am Schmitteborn. Im Januar 2007 wurde am Schmitteborn ein Mann zu Tode geprügelt. Gerade erst veröffentlichten Evangelische Kirchengemeinde und Diakonie Wuppertal eine Bewohnerbefragung vom Schmitteborn- mit alarmierenden Ergebnissen (WZ berichtete). Damit wurde die Diskussion um die Problemviertel der Stadt erneut angekurbelt. Der Arbeitskreis "Wohnen und Wuppertal" im Mieterverein Wuppertal und Umgebung e.V. hat es sich zum Ziel gesetzt, für die sozialen Brennpunkte und Problembereiche mit den höchsten Wohnungsleerständen Lösungen zu finden. Dafür wurden die folgenden Wohgegegenden besucht und dokumentiert: Schmitteborn und Köttershöhe in Langerfeld, Rehsiepen in Ronsdorf, Mastweg in Cronenberg, Briefstraße und Gustav-Heinemann-Straße in Elberfeld und Dasnöckel und Engeslhöhe/Elfenhang in Vohwinkel. Das erste Ergebnis aus Sicht des Mietervereins: Erste Erfolge, die Lage der Menschen in den Brennpunkten zu verbessern, gibt es dort wo Bauträger, Stadtverwaltung und karitative Verbände an einem Strang ziehen. Genau dort liegt aus Sicht von Bruno Wortmann, stellvertretender Vorsitzender des Mietervereins, das Problem: "Die Wohnungspolitik in der Stadt ist schwierig, weil Wuppertal darauf angewiesen ist, Investoren zu finden. Diese sind nicht immer bereit, sich vor Ort sozial zu engagieren." Wuppertal hat nur noch die GWG als städtische Tochter mit rund 7000 Wohnungen im Tal. Ein Überblick über einige der Viertel.

Schmitteborn

Aus Sicht des Mietervereins ist die Lage für die Betonsiedlung, die von einer Düsseldorfer Immobilen GmbH verwaltet werden, "ziemlich hoffnungslos". Die Gebäude und das Umfeld sind vollkommen verwahrlost, rund 80 der 220 Wohnungen stehen leer. Infrastruktur und Kinderspielplätze? Fehlanzeige. Die düstere Prognose des Mietervereins: Verbesserung der Wohnverhältnisse vermutlich nicht möglich, Abriss zu teuer. "In allen Bereichen bis auf den Schmitteborn tut sich was. Der Schmitteborn ist tot", sagt Wortmann.

"Die Häuser sind in gutem Zustand, die Lage im Griff, die Probleme wurde vorbildlich gelöst", so das Fazit von Bruno Wortmann zu den Hochhäusern in Langerfeld, die dem Eisenbahn-Bauverein Elberfeld (ebv) gehören. Die Fassaden seien teilweise frisch renoviert worden, auch gibt es zwei gepflegte Kinderspielplätze und einen Mieterbeirat, der regelmäßige Sprechstunden anbietet. Ganz wichtig: Ein Nachbarschaftsprojekt bietet Freizeit- und Bildungsangebote wie Deutschkurse und ein Kinder- und Jugendtreff an.

Die Hochhäuser sind sanierungsbedürftig, ungepflegt und vermüllt, viele Wohnungen stehen leer. Viele Mieter klagen über die schlechte Warmwasserversorgung, einige Häuser musste Ende vergangenen Jahres sogar 12 Tage ohne warmes Wasser auskommen. Erst im Februar sorgte ein abgestürztes Fenster für Negativ-Schlagzeilen (WZ berichtete). Die Bereiche Ronsdorfer Bahnhof und der Zugang zur Siedlung gelten vor allem in den Abendstunden als sehr unsicher. Die Gagfah, die die Häuser verwaltet, bietet jedem neu geworbenen Mieter 150 Euro. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Vor einem Jahr ist der Stadtteiltreff im Morhennsfeld eröffnet worden, unter Trägerschaft der Stadt und mit Hilfe von Kooperationspartnern. Dort gibt es unter anderem eine Hausaufgabenbetreuung, eine Fußballgruppe und Beratungsstunden des Bezirkssozialdienstes.

Die Wohnhäuser sind in gutem Zustand, das Umfeld laut Mieterverein ungepflegt. Seit September 2007 gibt es gute Nachrichten aus dem Quartier Briefstraße/Elsasserstraße. Der ehemalige Bewohnertreff "Glaskiste", der wegen Geldmangels lange geschlossen war, wurde unter dem neuen Namen Projekt Nachbarschaft wiedereröffnet und vom Sozialdienst katholischer Frauen geleitet. Der Eisenbahn-Bauverein Elberfeld finanziert einen Sozialarbeiter.

Die Fassaden der GWG-Hochhäuser sind in gutem Zustand, das Umfeld ist relativ ordentlich, es gibt einen Mieterbeirat, einen Kiosk und die Hinweise zur Mülltrennung sind in sechs Sprachen - für den Mieterverein ist die Gustav-Heinemann-Straße in Elberfeld mittlerweile "ein Paradebeispiel". Das liegt vor allem an dem Stadtteiltreff "Oase": Es gibt ein 70-stündiges Freizeitangebot für Kinder, Jugendliche und Senioren, das sehr gut angenommen wird und ein Sprachcafé mit internationalem Kulturangebot.

DMB Der Mieterverein hat in Wuppertal 12000 Mitglieder. Am 14. April gibt es ein Treffen mit dem Oberbürgermeister über "Wohnungspolitik in Wuppertal".

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