Die Orgel muss mal raus

Erhard Ufermann organisiert das Open Air-Festival mit international bekannten Musikern am Samstag im Skulpturenpark.

Die Orgel muss mal raus
Foto: Stefan Fries/Newtone Management/Nils Vilnis

Wuppertal. Was für eine Idee, was für ein Unternehmen: sechs Stunden Orgel Open Air im Skulpturenpark. Von 15 bis 21 Uhr hat man an diesem Samstag Zeit, zu hören und zu den Kunstwerken von Henry Moore und im Park zu wandeln. Die Musik folgt einem willig überall hin, denn das Lautsprechersystem beschallt das ganze Areal.

Die Orgel muss mal raus
Foto: Stefan Fries/Newtone Management/Nils Vilnis

Der Theologe Erhard Ufermann, der das Festival organisiert, sitzt lächelnd am Tisch und freut sich schon - auf die weltweit gefeierte Organistin Iveta Apkalna aus Lettland, die Jazz-Ikone Barbara Dennerlein an der Hammond-Orgel, den Pianisten Frank Chastenier von der WDR Big Band im swingend innovativ aufspielenden Quartett.

Die Orgel muss mal raus
Foto: Stefan Fries/Newtone Management/Nils Vilnis

Die Wuppertaler Szene ist ebenfalls stark vertreten mit Wolfgang Kläsener und Jens-Peter Enk. „Die mit dem Wind spielt, atmet in der Natur“, hat Ufermann als poetisches Motto für die Veranstaltung ausgegeben.

Ganz neu ist die Idee wohl nicht. Schon 2011 hat Erhard Ufermann im Vorwerk-Park ein Orgel-Konzert mit Picknick organisiert: „Es war ein ziemliches Problem, den Starkstrom unten an den Teich zu bekommen.“ Alles war vorbereitet — doch dann war die Wettervorhersage so schauerlich, dass das Open Air mit Barbara Dennerlein, Bernd Köppen und allen anderen Musikern in die Kirche umzog. „800 Leute sind damals in die Immanuelskirche gekommen“, sagt Ufermann, „das war schon ein Erfolg, aber in der Kirche ist es eben nicht halb so charmant.“

Nie wieder habe er so etwas machen wollen, weil er so enttäuscht gewesen sei, sagt er. Doch Ufermann gilt in der Evangelischen Kirche im Rheinland als Mann für ungewöhnliche Projekte. So kamen im vorigen Jahr Anfragen, ob ihm nicht eine Aktion zu einem Projekt von „Brot für die Welt“ einfällt, in dem ehemalige Kindersoldaten im Kongo in Holz- und Metallwerkstätten ausgebildet werden: Gitarren statt Gewehre.

Der Theologe holte zwar die Kirchen ins Boot, wusste aber gleich, was er nicht wollte: Eine gut gemeinte klerikale Veranstaltung. Stattdessen suchte er etwas, was mit den Orgel-Klischees bricht — langweilig, nur Klassik und immer in der Kirche. Er will die Orgelmusik aus ihren Mauern herausholen und Grenzen überschreiten: „Mir ist wichtig, dass ich alles durcheinanderbringe: Genres, Kultur und Religion.“ Von Klassik wie Bachs „Toccata“ über Weltmusik und Jazz bis zum freien Experimentieren wird sich das musikalische Feld erstrecken.

Für das Konzert hat Ufermann vieles in Bewegung gesetzt: 40 000 Euro hat er von Sponsoren gesammelt, deshalb ist das Großkonzert selbst kostenlos („Für jeden einzelnen der auswärtigen Musiker müsste man sonst mindestens 25 Euro Eintritt bezahlen“). Die Musiker waren angesichts der Rahmenbedingungen im Park gern bereit, mitzumachen. Iveta Apkalna verzichtet sogar auf einen Teil ihrer Gage zugunsten des Kinderprojektes.

Die Infrastruktur wie Strom liegt im Skulpturenpark immerhin — anders als damals im Vorwerk-Park. Dafür hat sich Ufermann bei den Instrumenten ins Zeug legen müssen. Barbara Dennerlein spielt nur auf einer Hammond-Orgel B3, die eine besondere Pedaltechnik hat. Zum Glück konnte er sie in Holland leihen. Dazu kommt eine traditionelle B3-Hammond-Orgel für Frank Chastenier — „die spielt er nicht oft vor Publikum“. Und schließlich besorgte er noch „den Mercedes unter den elektrischen Kirchenorgeln“: die Gloria 355: „Ich höre da keinen Unterschied mehr zu normalen Orgelpfeifen, die macht sogar Anblasgeräusche.“

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