Die Mär von der guten Milch

Nach dem Ärger um die Verteilung: Die Kinder stehen eher auf süße Mix-Getränke.

Wuppertal. Rund 12.500 Schüler besuchen die Wuppertaler Grund- und Förderschulen. Entsprechend groß war die Aufregung, als es hieß, dass die Schulhausmeister künftig nicht mehr wie gewohnt die Schulmilch verteilen sollen.

Doch nun stellt sich heraus, dass der Umgang mit der Milch ein ganz anderer ist, als die meisten Beteiligten glaubten. Denn von diesen 12.500 Schülern trinken lediglich 400 - also nur etwa drei Prozent - tatsächlich die Schulmilch. Von den ohnehin nur 2.500 Kindern, die in der Schule Zugriff auf die Produkte der Firma Campina haben, bevorzugen es 2.100 Kinder nämlich, gezuckerte Milchmixgetränke zu sich zu nehmen.

Dabei handelt es sich beispielsweise um Erdbeer- oder Bananenmilch. Und diese Milch enthält pro Liter mehr als 30 Stücke Würfelzucker, wie Schuldezernent Matthias Nocke am Dienstag berichtete. Spätestens mit dieser Erkenntnis stellt sich dann natürlich auch die Frage, wie es in der ganzen Schulmilch-Diskussion eigentlich wirklich um den gesundheitlichen Aspekt steht.

Eine Frage, von der nicht klar ist, ob Campina sie bei ihren Anrufen in den Schulen und den laut Verwaltung sogar getätigten Androhungen von Klagen auch gestellt hat. Und auch das Landwirtschaftsministerium, das in Wuppertal nachfragte, was denn die bürokratischen Hürden beim Verteilen der Schulmilch sollen, war über den tatsächlichen Milchverbrauch nicht informiert.

Und wie geht es jetzt weiter? Hans-Uwe Flunkert vom Gebäudemanagement zufolge haben die Schulen nun erst einmal bis zu den Osterferien Zeit. Bis dahin können sie es unter Duldung des Rechnungsprüfungsamts mit der Schulmilch so halten wie bisher.

Allerdings sollen die Schulen diese Zeit nutzen, um zu entscheiden, welche Regelung sie wollen. Sabine Fahrenkrog, Leiterin des Stadtbetriebs Schulen, setzt da ganz auf die Schulkonferenzen und erwartet, dass es an den 58 Grund- und Hauptschulen individuelle Lösungen geben wird.

Schon jetzt beziehen 20 Wuppertaler Grundschulen eben wegen der vielen Milchmixgetränke gar keine Milchprodukte. Stattdessen greifen sie auf ein Angebot der Stadtwerke zurück, die in den Schulen Wasserspender aufstellen. Obst kommt häufig aus einem Landesprogramm extra dazu.

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