Die Luft wird zwar besser, aber die Stickoxidwerte sind zu hoch

Im Rathaus fand der erste Diesel-Gipfel statt. Eines der Ziele ist es, Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge in der Stadt zu vermeiden.

Wie lassen sich die Stickoxidwerte in Wuppertal verbessern und Fahrverbote für Dieselfahrzeuge vermeiden? Zu diesen Fragen hatte Oberbürgermeister Andreas Mucke Vertreter der Bergischen Universität, des Wuppertal Institutes, der IHK und der Kreishandwerkerschaft, der Verkehrs- und Umweltverbände sowie von Politik und Verwaltung, WSW und AWG zu einem „Runden Tisch nachhaltige Mobilität“ ins Rathaus eingeladen.

Schon mit dem Titel solle deutlich werden, dass die Initiative das Thema deutlich weiter fassen möchte, als den Fokus allein auf den Ausstoß von Dieselmotoren zu legen, erklärte Verkehrsdezernent Frank Meyer. Anja Miethke, Luftexpertin der Stadt, berichtete, dass der Stickoxidwert an der Messstation Gathe immer noch rund 20 Prozent über dem EU-Grenzwert liege. Insgesamt sei der Grenzwert im Jahresmittel an 16 von 24 Messstationen überschritten worden. Diese Messpunkte liegen in dicht- und mehrstöckig bebauten Straßenschluchten mit hohem Verkehrsaufkommen in Nord-Süd-Ausrichtung. Hohe Werte zum Beispiel an einer Messstation, etwa an der Briller Straße, bedeuteten aber nicht, dass die Werte für die Anwohner in der unmittelbaren Umgebung ebenfalls hoch seien. Positiv außerdem: Die Feinstaubwerte liegen in Wuppertal seit vielen Jahren unter dem Grenzwert.

Prof. Peter Wiesen von der Bergischen Uni (Fakultät Physikalische Chemie) erklärte, dass die Luftqualität insgesamt — mit Ausnahme der Ozonwerte — in den vergangenen Jahrzehnten immer besser geworden sei, auch die Jahresmittelwerte des Stickstoffdioxids. Ein großes Problem in der Diskussion sei, dass die Emissionen von Motoren auf Prüfständen grundsätzlich keine Aussagekraft für die Emissionen im realen Betrieb zulassen würden. Wiesen verwies auf völlig unterschiedliche Grenzwerte, etwa für Arbeitsplätze, oder in verschiedenen Ländern. Bei jedem Abendessen bei Kerzenlicht werde die Luft im Wohnzimmer mit dem drei- bis vierfachen Stickoxid der Verkehrsgrenzwerte belastet. Ein relevanter Einfluss auf die Luftwerte sei nur durch ein verändertes Mobilitätsverhalten der Bürger möglich.

Hoffnungen werden auf den vom Bundeskanzleramt angekündigten Fonds in Höhe von einer Milliarde Euro für bessere Luftwerte in den Kommunen gesetzt. Als neue Ansätze wurden eine Verlängerung des Solinger Oberleitungssystems für Busse, Lastenradsysteme oder restriktive Maßnahmen, wie etwa eine City-Maut, diskutiert. Ein Pluspunkt für Wuppertal: Der ÖPNV-Anteil am Gesamtverkehr ist im Städtevergleich mit rund 30 Prozent sehr hoch. Red

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