Die Katastrophe einer Kindheit

Das Kinder- und Jugendtheater zeigt mit „Geheime Freunde — der gelbe Vogel“ ein Stück, das unter die Haut geht.

Wuppertal. Naomi musste mit ansehen, wie ihr eigener Vater von der Gestapo erschlagen wurde. Von Deutschland über die Schweiz flüchtete sie mit ihrer Mutter nach Amerika. Doch dort ist sie nicht mehr das unbeschwerte Mädchen von damals. Sie sitzt in ihrem Zimmer, spricht mit niemandem und zerreißt Papierschnipsel. Doch zum Glück wohnt gleich nebenan der ebenfalls jüdische Junge Alan. Von seinen Eltern ermuntert, versucht er, mit Naomi in Kontakt zu treten.

Und so erzählt das neue Stück des Kinder- und Jugendtheaters „Geheime Freunde — der gelbe Vogel“ die Gesichte über eine schwere Kindheit während des zweiten Weltkrieges und den kleinen Hobby-Psychologen Alan (Clemens Redeker), der mit ungewöhnlichen Mitteln Kontakt zu der verstörten Naomi (Lea Graf) aufzunehmen vermag. Er benutzt eine Handpuppe — Charly. So schafft er es, Naomi wieder vor die Tür zu locken — und bald fängt sie an, mit ihm zu reden.

Der Zuschauer befindet sich im New York der vierziger Jahre. Ein altes Radio spielt Musik, auf die Wände der Bühne werden alte Aufnahmen von Hitler und den Nazis projiziert. Mit wenigen Handgriffen verwandeln die Schauspieler die Kulisse und spielen so mal in der Küche, im Kinderzimmer oder im Kino.

Dort versucht Alan die Freundschaft zu Shaun (Jos Freudenthaler) zu retten. Denn die geheime Freundschaft mit Naomi geht zu Lasten seines besten Freundes. Doch als der fiese Joe (Lukas Busmann) Alan verprügelt, da eilt auch Shaun wieder zur Hilfe.

Mit beeindruckend viel Ausdruck und mächtigen Emotionen spielen die Jugendlichen das Stück, das auf dem Jugendbuchklassiker „Der gelbe Vogel“ von Myron Levoy basiert und einen anderen Blick auf die Geschehnisse des Dritten Reichs wirft.

Das Spiel mit Licht, Musik und Projektion übermittelt eine Stimmung, die nah geht.- Herzzerreißend spielen die jungen Schauspieler Szenen, in denen Naomi sich offenbart oder Alan mit seinem Scheitern nicht klar kommt. Lars Emrich hat somit ein Stück inszeniert, das nicht nur Erwachsenen wahrlich unter die Haut gehen dürfte.

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