Die hohe Kunst der Improvisation

Das Simon Below Quartett begeisterte sein Publikum mit virtuosem Spiel im Opernhaus.

Die hohe Kunst der Improvisation
Foto: Anna Schwartz

Die Reihe „Nachtfoyer“ lädt nicht nur international renommierte Jazzmusiker ein. Etwa war im vergangenen Monat der Saxophonist Alan Skidmore zu Gast im Kronleuchterfoyer des Opernhauses. Der Nachwuchs ist dem künstlerischen Leiter Wolfgang Schmidtke aber genauso wichtig. So reiste dieses Mal das junge Simon Below Quartett aus Köln an, das für einen spannenden, kurzweiligen Abend sorgte. Zwischen 22 und 27 Jahren sind die vier talentierten Jazzer alt und haben ihr Studium noch nicht abgeschlossen. Doch ihre Instrumentenbeherrschung ist perfekt.

Fabian Dudek faszinierte an seinem Altsaxophon mit einer immens wandelbaren Tongebung. Mit der Zirkolaratmung (während des Spielens Luft holen) ging er genauso spielerisch leicht um wie mit Überblastechniken und lyrischen wie kraftvollen Tongestaltungen. Fein nuancierte tiefe Frequenzen entlockte Yannik Tiemann seinem Kontrabass. Jan Philipp handhabte seine Trommeln und Becken ungemein feinfühlig. Und Bandleader Simon Below beeindruckte am Flügel mit einer sehr kultivierten Anschlagskultur und Pedaltechnik.

Überwiegend Stücke aus Belows Feder wurden präsentiert. Sie machten wieder einmal deutlich, dass der Jazz nicht still steht. Unter anderem wurde mit dem gängigen Muster, bestehend aus Themavorstellung und anschließenden Improvisationen darüber, ziemlich liberal umgegangen. Zwar kamen auch Tonalitäten wie ein reines Dur oder Moll vor. Sie waren aber Ausnahmen. Deren Verfremdungen bis hin zur völligen Auflösung beherrschten eher den Gesamtklang. Zwar gab es Fixpunkte. Doch die Räume für improvisatorische Entfaltungen dominierten.

So konnten die vier Musiker ihre Kreativität voll ausleben. Hohe Virtuosität paarte sich kongenial mit einem beseelten Spiel. Meditative, balladeske, verträumte Züge gingen Hand in Hand mit locker-forschen, treibenden, groovenden Passagen. Hohe Ausdruckskraft, große musikalische Spannungsbögen zogen die Jazzfans in ihren Bann.

Aber auch die gute alte Schule beherrschte das Quartett. So kam der Standard „Take The Coltrane“, ein Blues von Billy Strayhorn, mit festem Zugriff ungemein elektrisierend daher.

Dementsprechend ausgiebig war der Schlussapplaus, der in eine Zugabe mündete.

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