Die Energiewende findet im Lokalen statt

Abseits von Stromtrassen und Atomausstieg passiert in Wuppertal viel, was positiven Einfluss auf den Klimawandel hat.

Das Heizkraftwerk in Elberfeld wird abgeschaltet. Dafür verlegen die Stadtwerke gerade eine Fernwärmeleitung ins Tal. Archiv/A.Fischer

Das Heizkraftwerk in Elberfeld wird abgeschaltet. Dafür verlegen die Stadtwerke gerade eine Fernwärmeleitung ins Tal. Archiv/A.Fischer

Foto: Fischer, A. (f22)

Wuppertal. Stromtrassen, der Atomausstieg und das Pariser Klimaabkommen — der Klimawandel und die Energiewende sind Themen, die weit weg scheinen — in Berlin, Washington, Paris. Aber nicht in Wuppertal. Dabei findet die Energiewende im Kleinen statt, direkt vor der Haustür — auch hier. Auch wenn das große Rad in Berlin gedreht wird. Es geht um Energieeffizienz, Gebäudesanierung, erneuerbare Energien, Kraft-Wärme-Kopplung, Elektromobilität und vieles mehr.

Wuppertal steht dabei gar nicht schlecht da. Auch wenn das eine oder andere im Verborgenen stattfindet oder noch theoretisch ist. So soll etwa an virtuellen Kraftwerken in drei Quartieren gearbeitet werden — dabei geht es um dezentrale Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien und die Abstimmung von Produktion und Verbrauch. Daran beteiligt sind die Stadtwerke (WSW), der Verein Aufbruch am Arrenberg und die Uni, die 1,8 Millionen Euro aus dem europäischen Strukturfonds bekommen haben.

Durch die dezentrale Produktion von Strom in Privathäusern änderte sich zwar das Geschäftsmodell der Stadtwerke. Aber Andreas Feicht, Vorsitzender der Geschäftsführung der WSW, sieht die Zukunft der WSW in der Verteilung der Energie und der Infrastruktur — nicht in der Produktion. Den Stadtwerken als Anbietern von Solaranlagen und Beratern in Sachen Energie-Effizienz passt das gut ins Bild.

Andere Anstrengungen, die in der Stadt unternommen werden, sind gut sichtbar. Beispielsweise an der Fernwärmetrasse, die die Stadtwerke von der Müllverbrennungsanlage auf Korzert in die Talsohle verlegen. Von dort soll die Wärme der Müllverbrennung dann als Wärme an die Haushalte geliefert werden — und das Heizkraftwerk Elberfeld, das bisher das Talnetz speist, wird still gelegt. Dadurch, so Andreas Feicht, werden 450 000 Tonnen CO2 gespart. „Zwei Drittel dessen, was die Pkw in der Stadt ausstoßen.“

Dirk Mobers von der Energie Agentur NRW, die in Wuppertal sitzt, sagt, dass zwar die Emissionen der Steinkohle wegfielen, aber das Verbrennen des Mülls trotzdem CO2 erzeuge. „Die Verbrennung von Müll gilt als CO2-neutral. Denn der Müll muss ja eh verbrannt werden“, erklärt Mobers die Kniffe.

Trotz der Statistik — an sich ist das Vorgehen richtig und gewünscht und auch von der Landesregierung vorgesehen. Denn der Klimaschutzplan des Landes sieht laut Mobers eine Stärkung der Kraft—Wärme-Kopplung vor, also der Nutzung der Abwärme bei der Stromerzeugung.

Bei der generellen Energieversorgung der WSW sind die Meinungen geteilt. Der von den WSW angebotene Strom besteht zu 12,6 Prozent aus Kernenergie, 47,1 Prozent Kohle, 5,6 Prozent Erdgas, 1,6 Prozent sonstige fossile Energieträger, 36,1 Prozent Erneuerbare Energien. Vor allem der Kohleanteil hat Kritiker.

Zwar wollen die Stadtwerke sich an einem Windpark in Rheinland-Pfalz beteiligen. Den Makel der Beteiligung am Kohlekraftwerk in Wilhelmshaven werden sich damit aber nicht los. Ganz von den fossilen Brennstoffen will Feicht auch nicht weg. Er sieht zumindest Erdgas als sauber und effizient an. „40 Millionen Menschen heizen damit, vor allem wird es für die Industrie gebraucht.“ Er bezweifelt, dass man all das mit erneuerbaren Energien ersetzen kann.

Was Heizen angeht, geht es vor allem in Sachen Neubau dagegen eher in Richtung Sparen. Christian Gleim vom Gebäudemangement der Stadt, sagt, dass gerade in Sachen Neubauten vor allem in Richtung Energieeffizienz gearbeitet werde. Wuppertal stehe dabei gut da, weil vom Land vieler Fördergelder weiterverteilt würden.

In Wuppertal steht natürlich auch der Altbaubestand zur Debatte. Dessen Sanierung sei komplizierter, sagt Gleim — und liegt eher in Privathand. Und der Altbauschutz stehe von Gesetzeswegen vor der Energieeffizienz.

Zumindest für diese Häuser ist das Heizen dann doch relevant. Strom ohnehin, wie für alle anderen Wuppertaler auch.

Welchen Einfluss das Land auf die Energiewende in Wuppertal hat? Eher einen unterstützenden. Von dort kommen Förderungen, Flächennutzungspläne und Gesetze, zu dem, was die Stadtwerrke leisten dürfen. Das kann einen Unterschied machen. Wichtig wird, wie das Klimaschutzgesetz und der Klimaschutzplan von einer künftigen Regierung ausgelegt wird.

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